»9 Tage wach« in der Neuköllner Oper
Heute Star der deutschen Fernsehlandschaft, offenbart Eric Stehfest in seinem autobiographischen Werk »9 Tage wach« eine Vergangenheit voller Drogen, Verwirrung und Abstürzen.
Aufgewachsen im Dresdener Umland mit einer Faszination für das Leben in der Stadt, macht der jugendliche Eric schon früh Erfahrungen mit Subkulturen. Er raucht Gras, experimentiert mit chemischen Drogen und findet seine vermeintliche Erlösung – Crystal Meth. Ein chaotischer Komplex aus Intrigen und der Abtreibung seines Kindes nimmt seinen Lauf. Das Chaos kulminiert, als Eric allein in seiner Wohnung durch den Einfluss von Crystal Meth neun Tage wach ist und sich in Wahnvorstellungen verliert. Das gleichnamige Stück von John von Düffel, nach dem Bestseller von Eric Stehfest und Michael J. Stephan, wurde am 11. April an der Neuköllner Oper vom Regisseur Fabian Gerhardt unter musikalischer Leitung von Christopher Verworner und Claas Krause uraufgeführt. Das Stück gibt einen tiefen Einblick in die Jugendkultur Deutschlands rund um die Jahrtausendwende. Die Musiker des »VKKO« vertonen dazu den Sound der Clubs mit Grunge, Hip Hop und technoiden Bässen, deren Energie sich spürbar auf das Publikum überträgt. Beine wippen, die Stimmung ist losgelöst. Die Inszenierung ist rasend komisch und zugleich todernst.
Auf einer schiefen Metallbühne wanken die Schauspieler Christian Clauß, Sophia Euskirchen, Linda Podszus, Armin Wahedi Yeganeh und Jochen Weichenthal. Die Suche nach dem Protagonisten Eric Stehfest ist vergebens und sinnlos. Alle sind Eric. Regisseur Fabian Gerhardt spielt mit der diffusen Mischung, mit dem Gewirr. Was hier versucht wird, ist, eine Realität der Drogensucht zu generieren, an der simple Deutungsversuche zerschellen. Erics Urgroßväter haben als Piloten im zweiten Weltkrieg Pervitin genommen. Das reicht jedoch nicht, um die Sucht des Protagonisten als Familienfluch abzutun.
Die Inszenierung verspricht alles andere als einen bequemen Abend, denn die Komplexität des jungen Lebens wird stetig befeuert durch die Soundkulisse, permanent ändernde Zuweisung der Rollen und am Ende bleibt ein Satz mit besonderer Resonanz: »Es war sehr, sehr lange sehr, sehr geil.«
Das Stück gibt es noch bis zum 19. Mai in der »Neuköllner Oper« zu sehen.
me
Mehr Informationen und Tickets gibt es auf der Website: https://www.neukoellneroper.de/.