1400 neue Wohnungen am Mariendorfer Weg entstehen auf Mischmietweise
»Ich gehe jetzt!« sprang ein älterer Bewohner auf und verließ die Versammlung am 27. März in der Hermann-Sander- Schule am Mariendorfer Weg. »13 Euro sind 13 Euro.« »Unbezahlbar«, hätte er hinzufügen können. Er verabschiedete sich energisch, etwas zu früh. Gerade kam eine kritische Diskussion über die Wohnungs- und Mietensituation nicht nur im Bezirk ins Laufen.
Zuvor hatten die Vertreter der Bauträger auf den Arealen rund um den Mariendorfer Weg ausführlich ihre Pläne erläutert. Von der »Buwag« /»Vonovia« und dem »Avila Projektmanagement« / »Petruswerk« kamen eloquente Vertreter und Vertreterinnen, die, wenn es um Realmieten für Durchschnittsverdiener geht, alles »Round about« beziffern. Es werden 1400 Wohnungen auf dem Areal »St. Marien« und »Neu Marien« entstehen. »St. Marien« wird vom »Avila Projektmanagement» und »Petruswerk« bebaut, »Neu Marien« von der »Buwag/Vonovia«. Bereits in diesem Jahr werden Wohneinheiten bezugsfertig, um Wohnungen kann sich bereits beworben werden. 30 Prozent der Wohnungen werden per Wohnberechtigungsschein erhältlich sein, im nördlichen Bereich für acht Euro pro Quadratmeter, im südlichen Bereich für 6,50 Euro. Für die geplanten Studentenwohnungen steht der Mietpreis noch nicht fest.
Die Veranstaltung war sehr gut besucht, über 100 Anwohner waren anwesend. Junge und ältere Menschen waren gekommen, Mütter brachten ihre Kinder mit. Allen war gemeinsam, dass sie nach günstigem, alters- und familiengerechtem Wohnraum suchen. Dazu gehören auch Stellplätze für Autos und Fahrräder.
Frau Scharnberg vom »Avila Projektmanagement« stellte die Pläne für die Wohnungsbauten auf dem Gelände der ehemaligen Frauenklinik am Eschersheimer Weg vor. Im Zuge der Bauarbeiten wurde das gesamte Areal unterkellert, um Platz für 150 Autostellplätze zu bieten, deren Monatsmiete 100 Euro beträgt. Herr Mahler von der »Buwog /Vonovia« vertrat die ehemals österreichische Firma, die privatisiert wurde und in Berlin mit aktuell 40.000 Wohneinheiten zu den Großen der Wohnungsbranche gehört, allerdings nicht zu den Beliebtesten.
Wieso habe der Bezirk das zur Verfügung stehende Areal privaten Trägern überlassen? »Es ist Privatgelände«, so Stadtrat Jochen Biedermann, »in Neukölln haben wir nur die Buckower Felder im Landesbesitz. Wir setzen schon in der Bauplanungsphase mit privaten Investoren konsequent die Berliner Linie durch, 30 Prozent des Wohnraums müssen für 6,50 Euro an Menschen mit Wohnberechtigungsschein vermietet werden. Das ist dann für 30 Jahre bindend, leider nicht länger.«
Der Unmut der wegen Mietsteigerungen um ihre Wohnungen fürchtenden oder Wohnungen suchenden Menschen verschaffte sich Luft. Es wurde aufgerufen, sich an der Demo »#Mietenwahnsinn stoppen« zu beteiligen, im Foyer wurden Aufrufe und Plakate verteilt. Jochen Biedermann wies in diesem Zusammenhang darauf hin, »dass Wohnungsbau eine gesellschaftliche Aufgabe« sei. Die Stadt Wien ist diesbezüglich vorbildlich. Sie investiert jährlich Millionenbeträge in den kommunalen Wohnungsbau und -erhalt und sucht nicht unbedingt private Investoren.
th
Gemeinsam gegen Verdrängung und #Mietenwahnsinn, Demo Samstag, 6. April, 12.00 Uhr Alexanderplatz