Tasmania lässt sich nicht stoppen und ist inzwischen Tabellenführer
Was Fußball angeht, ist Tim Jauer ein abergläubischer Mensch. Wenig überraschend – denn früher war er Torhüter, und die gelten ja als besonders anfällig für Übersinnliches. Doch auch in seinem heutigen Metier, dem Trainerwesen, soll es ja den einen oder anderen geben, der Rituale pflegt oder es mit höheren Mächten hält.
Die meisten stehen allerdings nicht dazu, denn wenn der Übungsleiter gut ist (woran dieser selbst ja keinen Zweifel aufkommen lassen darf), sollte dessen Mannschaft ja keine transzendente Unterstützung nötig haben. Auch Jauer, aktuell Coach des »SV Tasmania«, hält sich in dieser Hinsicht bedeckt. So blieb es also Fans und Beobachtern überlassen, dem Nachholspiel der Berlin-Liga bei den »Reinickendorfer Füchsen« am 21. März ein in vielerlei Hinsicht bedeutungsschweres Drumherum zu attestieren.
Doch der Reihe nach: Zum Auftakt der Rückrunde war die Partie in beiderseitigem Einvernehmen verlegt worden, so dass Tasmania trotz einer Siegesserie mit einem Spiel weniger den etwas außer Tritt geratenen Tabellenführer »SV Sparta« nicht überholen konnte. Selbst beim Neuköllner Derby in Rudow trat Tasmania beim 5:1-Sieg derart furios auf, dass der gegnerische Trainer anschließend die Überlegenheit ohne Umschweife anerkannte. Dann also stand das Nachholspiel beim Schlusslicht in Reinickendorf an, das aber zuvor zweimal gewonnen hatte. Trainer dort ist Mario Reichel, Vorgänger von Jauer bei Tasmania, und auch einige Spieler bei den Füchsen haben eine Neuköllner Vergangenheit. Man kennt sich also aus dem Effeff und war entsprechend heiß. Die drei Punkte aber holte Tasmania, mit dem 3:1-Sieg eroberte man schließlich auch die Tabellenführung. Erstmals seit dem November 2016 – damals unter Trainer Reichel – sind die Blau-Weiß-Roten also wieder »spitze« in der Berlin-Liga.
Doch der April hat nun das auf dem Papier härteste Programm für Tasmania vorgesehen – allein innerhalb von zehn Tagen bekommt man es mit dem »Berliner SC« (5. Platz, Heimspiel am 19.04.), dem »SFC Stern 1900« (3. Platz, auswärts am 22.04.) und schließlich dem ärgsten Rivalen Sparta (2. Platz, auswärts am 28.04.) zu tun. Sind die Neuköllner danach immer noch ungeschlagen (letzte Niederlage im August 2018), ist man – ganz irdisch – dem Aufstieg einen gewaltigen Schritt näher gekommen.
Hagen Nickelé