Regionalmarkt »Die Dicke Linda« ist der Dorfplatz des Kranoldkiezes
An einem eisigen Samstag im Januar stehen auf dem Kranoldplatz ein großer Käse-, Wurst- und Brotstand, ein langer Gemüsestand, vor dem zwei Reihen üppige Winterware liegen, sowie eine Händlerin in ihrem Wagen mit frischem Fisch. Außerdem werden aus einem französischen Bistrowagen dampfender Kaffee in verschiedenen Varianten sowie appetitliche Snacks angeboten. In der Mitte finden sich einladende Bänke, außerdem brennt ein Holzfeuer, an dem sich Händler und Kunden die Hände wärmen und von dem gelegentlich Rauch aufsteigt. Jeden Samstag belebt der Wochenmarkt »Die Dicke Linda» auf diese Weise den sonst leeren Kranoldplatz südlich des S-Bahnringes.
In der warmen Jahreszeit ist der Platz voller Händler. Die Nachfrage nach den angebotenen Frischwaren ist groß. Auch an diesem kalten Samstag bilden sich bereits Schlangen vor den Ständen; die geduldig wartenden Kunden werden individuell und fachgerecht bedient und unterhalten sich rege. »Die Dicke Linda« verwandelt den während der anderen Tage kargen Ort in den Dorfplatz des Kiezes.
Als Erste und Letzte ist Petra Roß auf dem Markt. Sie ist für die Koordination aller Märkte des Betreibers Nicolas Fink verantwortlich. Samstags verkauft sie hier bei »Peppis Käse« Köstlichkeiten wie Käse, Wurst, Brot und Wein. »Die Menschen kommen nicht nur aus dem Kiez. Wir versorgen hier den ganzen Umkreis südlich des S-Bahnringes. Es ist nicht einfach nur ein Wochenmarkt, der Markt ist ein Event. Hier stehen Tische und Bänke, hier gibt es künftig von Frühjahr bis Herbst Livemusik.«
»Entscheidend ist die Qualität unseres Angebotes. Natürlich hat das seinen Preis, aber die Leute sind bereit, ihn zu zahlen, da sie sich und ihre Familien bewusst ernähren«, stellt Nicolas Fink fest, Inhaber der berlinweit arbeitenden Firma »diemarktplaner«. Petra Roß ergänzt: »Märkte sind im Kommen, doch die Konkurrenz durch die mächtigen Supermärkte mit hohem Marktanteil ist groß. Ich biete an meinem Käsestand daher nicht nur speziellen Käse, sondern auch Milch, Quark und Brot an. Im Supermarkt bekommt der Kunde alles bei einem Einkauf, darauf arbeiten auch wir hin.« Entscheidend sei aber die gute Stimmung unter den Händlern, die für eine angehnehme Einkaufsatmosphäre sorge. »Außerdem kommt es auf die Budenbauer an, deren Arbeit leider immer unterschätzt wird.« Einmal, an einem stürmischen Sommertag, packten auch die Kunden mit an. Sie hielten die Planen von »Peppis Käsestand« fest und gaben gleichzeitig bei Petra Roß Bestellungen auf.
Die Menschen nehmen »Die Dicke Linda« gerne an. Das hat Tradition. Bereits 1967 sollte der Kranoldmarkt geschlossen werden. Massiver Protest der Händler und Anwohner – es fand auch ein Autokorso statt – verhinderte das bis 1974. Schließlich verdrängten die Supermärkte für lange Zeit den Kranoldwochenmarkt. Er blieb ein leerer Platz, der kahl wirkte und kaum zu nachbarschaftlichen Begegnungen einlud. Der Platz belebt sich jetzt einmal die Woche, seit vor sechs Jahren auf Initiative einer Agraringenieurin und neun weiteren Anwohnern »Die Dicke Linda » mit freudigem Zuspruch ins Leben gerufen wurde.
th
www.die-dicke-linda-markt.de. www.facebook.com/dickelindamarkt/