Hummer in Aspik

Organische Stoffe in experimenteller Veränderung

»Kunst ist ein sinnlicher Prozess. Es sind alltägliche Dinge, die mich interessieren und an denen wir oft einfach vorübergehen, die aber in ihrer Kleinigkeit besonders sind.« Die Wahl ihrer Materialien entspricht dieser außergewöhnlichen Absicht. In ihrer bildenden Kunst arbeitet Josephine Raab momentan experimentell mit Aspik und einem Vakuumiergerät.

Josephine mit Igor.                                                                                                                             Foto: Anaïs Edely

»Ich stelle Dinge in einen Kontext, in den sie eigentlich nicht gehören.« Ein Hummer scheint in einem Block aus Aspik zu schwimmen. Eine Qualle, getrocknet auf einem Papier, wirkt wie eine Kornblume. Ein Stockfisch aus einer Kneipe in Kiew schwebt vakuumiert in Plastik. Lebende Tiere verwendet sie nie, sondern sammelt nur das schon Verblichene auf. Das Spektrum reicht von Lampen, Haaren und Pflanzen bis hin zu Blattgold und Tomaten.
»Ich überführe Dinge in einen neuen, nicht sinngemäßen Kontext; die Dinge verändern sich. Und ich möchte Vergänglichkeiten sichtbar machen. Diese teils skurrilen Szenen lenken den Blick des Betrachters auf den Prozess der Veränderung. Er fängt an, sich eigene Geschichten zu den Objekten zu stricken.«
Götterspeise brachte Josephine auf Aspik. Ein organischer, elastischer Stoff, in dem die Objekte gefangen zu schweben scheinen und dennoch Bewegung möglich ist. So gießt sie eine Sanduhr in Gelatine, bei der der Sand noch rieseln kann, oder eine kleine Spieluhr, die sich von außen noch drehen lässt, aber ihre Funktion als Instrument völlig verliert.
Sie stellte bei mehreren Ausstellungen in Leipzig und Berlin sowie zweien in Kiew aus. 2018 war sie Teil der achten Tempelhofer Kunstausstellung.
2011 zog die Künstlerin nach Neukölln. Zusammen mit der Fotografin Iona Dutz entstanden mehrere Fotografieprojekte, unter anderem »kitchenstories« – Portraitfotografien von 33 Küchen im Körnerkiez. In ähnlicher Weise werden die beiden das Projekt im Mai auf Sizilien wiederholen.
Außerdem sieht sich Josephine Raab auch als Zeichnerin. Ihre Zeichnungen nehmen Alltagsaspekte auf oder enthalten Wortspiele wie »Der Reis. Die Reise«. Schließlich fängt sie in ruhigen Videos seichte Bewegung ein, beispielsweise sanfte gegenläufige Wellenbewegungen, vom Boot aus aufgenommen. Ihre Liebe zum Meer ist darin unverkennbar.

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www.josephineraab.jimdo.com