Zeitlos nette Gastfreundschaft: »Zur Pinte«
Schön, dass es sie trotz aller hippen auf und wieder zu machenden Trendlokale noch und hoffentlich noch lange gibt – unsere alten Eckkneipen. Wo hinter Gardinen gemeinsam mit den Lieblingssportvereinen mitgefiebert, zu guter bewährter Mucke geschwelgt, handfest diskutiert und natürlich gepflegt gebechert wird. Wobei die Pinte »Zur Pinte« gar nicht an einer, dafür aber gleich um die Ecke der Neuköllner Arcaden liegt.
Die kleine gemütliche Kneipe hat die freundliche Wirtin Babsi vor vier Jahren als Stammgast von den vorherigen Betreibern übernommen, die hier 2002 aus einem ehemaligen Puff ein Lokal gemacht hatten. Nun serviert Bankkauffrau Babsi, die auch schon über 14 Jahre Imbisserfahrung hat, Kindl, Flens, helles und – sehr beliebt – dunkles böhmisches Fassbier zu sehr zivilen Preisen aus dem ziegelbedachten Tresenbereich. Die ohnehin stattliche Schnapsauswahl von Standards über Becherovka bis Absinth wird durch Urlaubsmitbringsel wie mallorquinischen Tunnel-Likör oder ostfriesischen Grünkohl- oder Matjesschnaps mit Kümmel immer wieder erweitert. Für 20 oder 50 Cent (für Tonic oder Saft) wird der Kurze zum Longdrink, den kleinen Futschi gibt’s zu 1,20, Wein für 2,80. Auf zwei großen Fernsehern werden alle wichtigen Bundesligaspiele und andere Sportereignisse gezeigt, das Herz schlägt dabei neben Hertha (»Herthakneipe kann jeder«) vor allem für den BVB und Wolfsburg. Gern dürfen aber auch Musikvideos via Youtube auf die Bildschirme geschickt werden, »da sind wir sehr flexibel«, lacht Babsi.
Für die rauchenden Feinstauberzeuger stehen stattliche Ascher bereit, für Wohnzimmergemütlichkeit sorgen außer Teelichtern, Bierseidl-Deko und den üblichen Blechschildern und Werbespiegeln teils über 100 Jahre alte Familienfotos aus Babsis Archiv. Ob Ur-Neuköllner zum Frühschoppen oder Hausaufgaben machende Sprachschüler aus allen Landen, Jung wie Alt erfreut sich hier einer unhektischen Zeit und des unprätentiösen Charakters der Pinte und trägt sich gern auch mal ins hauseigene Gästebuch ein. Und Babsi freut sich, dass es »keine Stänkerköppe hier gibt«.
Geschlossene Feiergesellschaften sind »Zur Pinte« auch willkommen. Die dreimal im Jahr dank Babsis hobbykochendem Mann stattfindenden Grünkohl-, Spargel- und Eisbeinabende sind früh ausgebucht. Eine sehr sympathische Sportbar fürs Feierabendbier, für feucht-fröhliche Abende oder einfach so zwischendurch.
hlb
Zur Pinte, Fuldastr. 3,
Mo – Sa 12 – 23, So 13 – ca. 20 Uhr,
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