Alabaster, Papier und ein Schwarm

Künstlerportrait über Line Claudius

Als Kind besuchte Line Claudius eine Malerin in ihrem Atelier, sie war fasziniert und sagte sich, das mache ich, wenn ich alt bin. Malerin ist sie nicht geworden, Künstlerin aber doch. Sie wuchs in Hamburg auf und lebt seit mehr als dreißig Jahren in Berlin. Anfangs stand sie Modell bei Bildhauer- und Aktzeichenkursen, bis sie selbst ihre Liebe zu den Steinen und zum Zeichnen entdeckte. Sie arbeitet vor allem mit Marmor und Alabaster.

Alabasterkörper.                                                                                                          Foto: pr

Ihre feinsinnigen, schmiegsamen Skulpturen aus Alabaster haben eine lichtdurchscheinende Leichtigkeit. Für Claudius trägt das Material zugleich Stabilität, Weichheit und Dehnbarkeit inne. Sie sucht sich einen Stein aus, hat eine schlummernde Idee, schleicht manchmal wochenlang um ihn herum und fängt dann an, ihn zu bearbeiten, steigt in den Stein ein, und er gibt zurück. Steine zu hauen: »Das Schönste ever, es gibt fast nichts Schöneres«, erzählt sie.
Etwas ebenso Schönes ist für sie Papier. Es entstehen ganze Bücher, in denen Papier, Farbe, Zeichnung und Text zusammenfinden. Eigentlich sind die meisten eher Leporellos, in denen sich bis zu zwei Meter lange Bilder verstecken. Und Comics im Sinne von Trickfilmen will sie schon immer machen. Mit sechs Freunden gewann sie 2013 beim Tagesspiegel-Filmwettbewerb »Großes Kino in 90 Sekunden« den ersten Preis mit dem Nachstellen des Films »Schiffbruch mit Tiger«. Der Film wurde eine Woche lang im Vorprogramm des »Kino International« gezeigt. Ihr derzeitiges Projekt ist ein Stop-Motion Film »Schmieröl« – eine Kurzgeschichte von Roland Ruether, gelesen von Boris Aljinovic.
Ihr Atelier »zebrapony« hat sie zusammen mit ihrem Partner Michi, dort vermischen sich digital und analog und Ponies und Zebras.
Die nächste Ausstellung im »zebrapony« von Line Claudius mit dem Titel »Von der Fuge zum Schwarm« wird am Sonntag, 9. Dezember um 15 Uhr eröffnet, ab 17 Uhr spielen »Kings of the Farmyard«.
Die über die letzten Monate entstandene Serie von hundert Kratzeleien zeigt vom ersten bis zum letzten entstandenen Bild ausnahmslos alle, nichts wurde geändert, nichts aussortiert.

jr
www.zebrapony.de
bartastr 18