Nicola Böcker-Giannini diskutiert mit Bürgern und Experten
Wie sicher fühlen sich die Neuköllner in ihrem Kiez? Darüber wollte die SPD-Abgeordnete Nicola Böcker-Giannini am 12. Oktober in der »Villa Neukölln« mit Bürgern diskutieren. Neben Bezirksbürgermeister Martin Hikel, der Extremismusexpertin Claudia Dantschke und Thomas Böttcher, Chef der Polizeiwache in der Rollbergstraße, hatte sie auch Innensenator Andreas Geisel (SPD) eingeladen.
Zwischen den Gästen und dem Publikum im Saal entwickelte sich im Laufe des Abends eine sehr lebhafte, teils recht kontroverse Diskussion um fast alle Themen, die das Leben der Menschen in Nord-Neukölln betreffen. Religion, Videoüberwachung, die Akzeptanz von Staat und Gesellschaft, und selbst das Verhalten von Hochzeitsgesellschaften kamen dabei zur Sprache.
»Sicherheit ist ein subjektives Gefühl«, sagte Martin Hikel. Letztendlich gehe es darum, wie wohl sich die Menschen in ihrem Lebensumfeld fühlen. Auch ein verwahrloster Raum sorge für ein Gefühl des Unwohlseins und gehöre deshalb zum Thema Sicherheit. Die Aktion »Schön wie Wir« sensibilisiere für den Kiez und bringe Menschen zusammen. Auch Straßenbeleuchtung gehöre dazu, kam eine Anmerkung aus dem Publikum. Es gebe viele Straßen, die nur mangelhaft beleuchtet seien, das löse Angst aus.
»Man muss nicht fürchten, abends gleich überfallen zu werden«, versuchte Thomas Böttcher die Besucher zu beruhigen. Sicher würde sich beispielsweise in der Sonnenallee eine Szene ballen, die sich der Polizei und dem Ordnungsamt gegenüber respektlos verhalte. Es gebe dort so einige, die die Grenzen austesten. Dagegen müsse durch striktes Vorgehen und konsequentes Handeln vorgegangen werden. Zudem müssten langfristige Strategien im Verbund aller Behörden entwickelt werden. Für schnelle Antworten eigne sich dieses Thema aber nicht. Von flächendeckender Videoüberwachung hält er wenig. Darin ist er sich mit dem Innensenator einig. Schutz vor Straftaten biete sie nicht, sie könne höchstens für die spätere Aufklärung nützlich sein.
Auch beim Umgang mit Drogenkonsumenten plädiert Böttcher für mehr Sozialarbeit statt für polizeiliche Maßnahmen. Akteure wie der Fixpunkt, die den Süchtigen helfen, indem sie Räume zur Verfügung stellen, wo sie ihre Drogen konsumieren können, sollten hier unterstützt werden. Es gelte, die Ursachen sozialpolitisch zu lösen.
»Wir müssen uns mehr füreinander interessieren«, forderte Claudia Dantschke. Die Gesellschaft drifte in diverse Parallelgesellschaften auseinander, die kaum etwas miteinander zu tun haben. Das zu verhindern, sei Aufgabe aller gesellschaftlichen Akteure. Die Segregation beginne oft schon in der Schule oder der Kita, sagte Böcker-Giannini. »Der Kiez ist bunt und vielfältig, die Kita ist einfältig«, beschrieb sie die Situation. Deshalb müssten auch die Einrichtungen in den Brennpunkten besser unterstützt werden mit Personal und Unterrichtsmaterial, »damit auch die Kinder Hilfestellung bekommen, die von zu Hause nicht so viel mitbringen«, forderte sie.
mr