Vom Kichern und Tuscheln, Fuchteln und Klagen
Das Verhältnis zwischenAnne Zielisch (fraktionslos, AfD) und der Presse war von Beginn ihrer Mitgliedschaft in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV)nicht gerade von inniger Zuneigung geprägt.
Sie fühlt sich von den leisen Unterhaltungen und gelegentlichen Heiterkeitsausbrüchen (Kicherpresse) am Pressetisch gestört. Mehrfach hat sie BVV-Vorsteher Lars Oeverdiek aufgefordert, die Presse zur Ordnung zu rufen. Weil der dazu aber keinen Anlass sah, da sich offenbar sonst niemand gestört fühlte, erklärte sie, solange die Konsensliste zu blockieren, bis er ihrer Aufforderung nachkäme.
Bei der Sitzung am 5. September ließ sie die Situation dann eskalieren. Wütend und äußerst aggressiv stürzte sie auf den Pressetisch zu. Obwohl auch die Reporterinnen getuschelt hatten, baute sie sich vor dem einzigen männlichen Pressevertreter auf, fuchtelte mit ausgestrecktem Zeigefinger wild vor seinem Gesicht herum und forderte ihn auf, den Saal zu verlassen.
Der Reporter war heftig erschrocken und stieß die Hand in einer reflexartigen Bewegung zur Seite, wie um ein lästiges Insekt zu vertreiben. Darauf hob Frau Zielisch ihre Hand anklagend gen Himmel und schrie: »Er hat mich gehauen« , und das sei eine Körperverletzung.
Als sich niemand fand, der sie trösten wollte, rauschte sie aus dem Saal – und rief die Polizei.
Die Polizei rückte mit gleich vier Einsatzkräften an, die ihre Arbeit taten, angestrengt bemüht, eine ernste Miene zu bewahren. Sie nahmen die Anzeige auf und befragten Zeugen. Die BVV wurde unterbrochen.
Auf Twitter stilisierte sich Zielisch dann als Opfer eines tätlichen Angriffs: »Es wird immer schlimmer: Gerade hat mich ein Journalist ans Handgelenk gehauen«, und die AfD-Fraktion sekundierte: »Sind jetzt AfDler Freiwild für Reporter in der BVV?«
Dumm nur, dass Zielisch die Absicht, die Polizei zu holen, bereits vor Beginn der Sitzung schriftlich angekündigt hatte. Das zeigt doch sehr deutlich, dass die Aktion eine gezielte und geplante Provokation war, nur dazu gedacht, die Arbeit in der BVV zu stören.
mr