Silicon Valley für Kunst in Britz
Eindrucksvoll und bewundernswert, dass Thomas Bossen es seit 2010 immer wieder schafft, in einer Garage in Britz und dazu noch in einer eher als beschaulich zu nennenden Wohngegend zwischen dem Koppelweg und der Mohriner Allee engagiert und ambitioniert Kunst und Kultur zu präsentieren.
Thomas Bossen kam als junger Mensch nach Berlin und machte 1979 am Albert-Einstein-Gymnasium in Britz sein Abitur. Bei H. Pasch in Wannsee erlernte er das Tischlerhandwerk und machte sich unmittelbar nach der Gesellenprüfung 1983 in Schöneberg, in der Gersdorfstraße, selbstständig. Im gleichen Jahr noch, voller Tatendrang und einer Laune folgend, eröffnete er in seiner Werkstatt auch eine Galerie, studierte Kunstgeschichte an der FU Berlin und absolvierte nebenher eine Gesangsausbildung. Da sein Leben jedoch stark vom Möbelrestaurieren, von Bilderrahmungen und von der Galerie bestimmt wurde, gab er schließlich das Studium auf, nicht aber die Galerie und nicht das Singen. Mit kunstinteressierten Tempelhofern gründete er den »Tempelhofer Kunst und Kultur Verein«, den er für zwei Jahre auch leitete.
1995 veräußerte Thomas Bossen seine Galerie erfolgreich, blieb hingegen weiter beim Gesang und wurde schließlich Chorsolist an der Komischen Oper Berlin. Günstige Räumlichkeiten an der Mohriner Allee veranlassten ihn 2009, seine Galerie in Britz wieder zu eröffnen. Schon im Jahr darauf zog er mit ihr weiter, diesmal in sein eigenes Haus. Hier feierte er 2013 mit Arbeiten und Objekten von Brigitte Arndt sein 30. Jubiläum.
Leidenschaft, Kennerschaft und Gespür halfen, dass er interessante und vielversprechende Künstler ausstellen konnte, darunter auch schon nahmhafte wie Kurt Mühlenhaupt, Günter Grass, Horst Janssen, Hundertwasser und Paul Flora. Alle Besucher schätzen stets auch seine Kammermusikabende oder Lesungen und dass er bei allen Britzer Veranstaltungen seinen wundervollen Garten mit einbezieht.
Im Oktober war eigentlich eine Ausstellung mit Werken des malenden Schauspielers Armin Müller-Stahl geplant, die kurzfristig aufs nächst Jahr verlegt werden musste.
So zeigt die Galerie Bossen am 5. Oktober, unter dem Arbeitstitel »Auf den zweiten Blick«, Bilder von Heinz Runge. Runge, gelernter Schrift-, Plakat-, und Bühnenmaler, arbeitete fast vierzig Jahre lang als Opernregisseur, darunter auch an der Komischen Oper Berlin. Erst als Rentner konnte er sich wieder verstärkt seiner eigentlichen Leidenschaft, der Malerei, widmen.
Eine Woche später liest seine Frau, Irene Runge, eigene Prosa. Unter den Bildern ihres Mannes trägt sie Texte aus »Die Mitte« vor, ein Kostenbeitrag von 5 Euro wird erhoben. Die Vernissage mit Heinz Runge am 5. Oktober sowie die Lesung am 12. Oktober beginnen in der Galerie Bossen, Im Rosengrund 14, jeweils um 19 Uhr. Genaueres dazu unter www.galeriebossen.de
rr