Betrug
Ein Anruf in der Redaktion machte mich neugierig. Ein Dave hatte ein wichtiges Anliegen, wollte sich aber nicht dazu am Telefon äußern. Also verabredeten wir uns.
An einem sonnigen Tag saßen wir vor der Redaktion und tranken Kaffee. Eigentlich ein ganz sympathischer Mann. Ein wenig vom Leben gekennzeichnet, aber das bleibt nun nicht aus, wenn die 40 überschritten sind.
Seine Geschichte beschrieb ihn als einen Menschen, der berufsunfähig und seit einem schweren Unfall Arbeitsinvalide ist. Er versorgt jetzt seine kranke Frau. Trotz all dem Leid ist er sozial engagiert.
Er habe schon etlichen Flüchtlingen geholfen, im Land zu bleiben, und sei aktuell an einem Fall, der mir unter die Haut ging.
Eine Nigerianerin, die seit 20 Jahren in Berlin lebt, musste in die Psychatrie eingewiesen werden, weil sie schizophren ist. Krankheitsbedingt hat sie schwere Strafttaten verübt, über die Dave aber nicht reden wollte. Ich wollte es auch nicht hören.
Diese Frau soll nun aus der Psychatrie entlassen werden. Mit einer Mixtur von Medikamenten kann sie frei von der Schizophrenie in Freiheit leben. Ich war erleichtert.
Dave berichtete weiter, dass die Frau nun nach Nigeria ausgewiesen werden solle. Sie habe ein Kind im Alter von 13 Jahren, das in Berlin geboren wurde und gerade bei Pflegeeltern untergebracht sei. Auch das Kind solle ausgewiesen werden.
Um Gottes Willen, wie soll das gehen? Es gibt in Nigeria nicht die Medikamente, die die Frau benötigt, aber noch schlimmer: Was soll ein in Berlin geborenes Kind im fremden Nigeria?
Meine erste Reaktion war: Gehen Sie doch zum Petitionsausschuss im Senat, da könnte alles geregelt werden. Dave meinte, das sei zu spät, aber er brauche nur noch 140 Euro, um die notwendigen Unterlagen zu bezahlen, dann könnten Mutter und Kind in Berlin bleiben. Und ich bekäme das Geld zurück.
Ich war inzwischen ehrlich gesagt etwas entnervt, denn mein nächster Termin rückte heran. Gut, der arme Mann brauchte Geld. Ich zückte meine Geldbörse und gab ihm 50 Euro.
Dave verabschiedete sich sehr schnell. Er stand auf, drehte sich um – und in dem Moment war mir klar, dass ich einem Betrüger aufgesessen war. Peinlich daran ist, dass ich früher schon mit Betrügern Erfahrungen hatte und dachte, dass ich nie wieder auf einen hereinfallen würde.