Skulptur erinnert an einen unaufgeklärten Mord

Gedenkort für Burak Bektaş wurde eröffnet

Eine Gruppe Jugendlicher steht plaudernd an der Straße. Ein Mann geht wortlos auf sie zu, feuert mehrere Schüsse ab und verschwindet unerkannt. Der damals 22-jährige Burak Bektaş stirbt an diesem Abend, zwei Freunde werden schwer verletzt, können aber gerettet werden. Sechs Jahre ist diese Tat her, aufgeklärt wurde sie bis heute nicht. Doch die Tat ist unvergessen.

Mahnmal für Bektaş.                                                                                                                                          Foto: mr

Am 8. April wurde in Anwesenheit von mehreren Hundert Personen in der Nähe des Tatorts auf einer kleinen Grünfläche eine fast zwei Meter hohe Bronze­skulptur enthüllt, die die Erinnerung an das Verbrechen wachhalten soll. Die im Dezember 2017 verstorbene Künstlerin Zeynep Delibalta, die die Skulptur entworfen hat, gab ihr den Namen »Algorithmus für Burak und ähnliche Fälle« – Hinweis und Mahnung an die Ermittlungsbehörden, den Täter ausfindig zu machen und dabei neue Algorithmen, neue Lösungswege für den Fall zu finden.Finanziert wurde der Gedenkort von der »Ini­tiative für die Aufklärung des Mordes«, die dafür rund 40.000 Euro Spenden gesammelt hatte. Den Platz an der Rudower Straße gegenüber vom Klinikum Neukölln stellte der Bezirk Neukölln zur Verfügung.
Der Enthüllung des Denkmals war eine Demonstration vom U-Bahnhof Britz Süd zum Gedenkort vorausgegangen, an der auch viele Bezirksverordnete aus den Reihen der SPD, der Grünen und der Linken teilnahmen. Einige der Anwesenden legten Blumen ab oder hatten Fotos von Burak mitgebracht, die sie vor das Denkmal stellten.
Die Familie von Burak Bektaş und die Mitglieder der Initiative äußerten in den Redebeiträgen massive Kritik an der Arbeit der Polizei, warfen ihr Schlamperei und Intransparenz vor. Außerdem kritisierten sie die Ermittler, zu wenig in Richtung eines rassistischen Tatmotivs und eines möglichen Neonazis als Täter ermittelt zu haben. Die Initiative sieht Parallelen zum Mord an dem Briten Luke Holland im Jahr 2015, der nachts vor einem Club niedergeschossen wurde. In diesem Fall wurde der Täter allerdings dingfest gemacht und wegen Mordes zu elf Jahren Haft verurteilt. Eine Gegen­überstellung der überlebenden Zeugen des Mordes an Bektaş mit dem Täter wurde nach Angaben der Initiative von der Polizei nicht zugelassen.
Kaum eine Woche nach der Enthüllung wurde auf die Skulptur bereits ein Anschlag verübt. Laut der Unterstützer-Ini­tiative wurde mit einer unbekannten Chemikalie die Patina der Bronzeskulptur in Teilen zerstört. Bezirksbürgermeister Martin Hikel sicherte in der Bezirksverordnetenversammlung vom 25. April zu, dass der Bezirk die Reparaturkosten für die Skulptur übernehmen werde.

mr