Kraut mit vielen Namen
Ich kannte es schon als Kind, denn es stand überall herum und war für uns Kinder über den Sommer Nussersatz. In der Volksheilkunde wird es seit dem 15. Jahrhundert beschrieben.
Spannend fand ich, wie es zu seinem Namen kam: Die Samenkammer sieht offenbar so aus wie früher die Beutel der Hirten. Seine volkstümlichen Namen machen Spaß: Beutelschneiderkraut, Bettseicherle, Magerblümchen, Soldatenkraut, Beutelschnötterkraut, Blutwurz, Blutkraut, Burenschinken, Crispel (mittelhochdeutsch)oder Dachsenkraut. In Norddeutschland gibt es auf plattdeutsch folgenden Spruch zum Kraut: »Halt nicht ängstlich zu die Tasche, was nützt Dir Geld, wenn Du zu Asche.«
Aber bitte Vorsicht, denn unter Blutwurz versteht man eine Pflanze aus der Familie der Rosengewächse, die als Heilpflanze hilfreich bei Zahnschmerzen ist und aus der Kräuterlikör gemacht wird. Zu beidem dient das Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris) nicht.
Es wächst ganzjährig und steht derzeit in der Briesestraße herum. Zu Hause ist es in Mitteleuropa, wächst aber inzwischen in ganz Europa und auch auf anderen Kontinenten. Es hat keine großen Ansprüche an den Boden in dem es wächst, obwohl es ein Tiefwurzler ist.
Es wirkt vor allem adstringierend und enthält an Wirkstoffen neben Eisen auch Kalium und Calzium, viel Vitamin C und viel Eiweiß. Heilsam sind sowohl die getrockneten zur Blütezeit gesammelten oberirdischen Pflanzenteile. Es kann auch, wenn es so frisch wie zur Zeit ist, gut zu Smoothies, Wildkräutersalat oder Pesto verarbeitet werden, und wie üblich enthalten frische Pflanzen natürlich auch die oben angegebenen Wirkstoffe. Heilsam sind die getrockneten, zur Blütezeit gesammelten, oberirdischen Pflanzenteile. Getrocknet kann es zu einem Tee aufgegossen werden, der gegen Unterleibsschmerzen bei Frauen hilfreich sein kann, oder auch gegen Nasenbluten. Aus dem Kraut wird auch eine Tinktur hergestellt, die hilfreich bei Krampfadern sein soll. Schwangere sollten Hirtentäschel meiden
Eva Willig