Gemeinsam gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn

Aktionstage und Demo für eine gerechte Stadt geben Grund zur Hoffnung

Wer in den letzten Wochen mit offenen Augen (und festem Schuhwerk) durch Neukölln gegangen ist, konnte sie nicht übersehen: Plakate mit Aufschriften wie »93 Prozent verstehen Wohnen als Menschenrecht« oder »74 Prozent befürchten, durch eine Mieterhöhung ihre Wohnung zu verlieren«.Damit verbunden war ein Aufruf zur Demonstration »Gemeinsam gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn«, die am 14. April stattfand.

Bunt, fantasievoll, bissig und provokant.                    Foto: Monika v. Wegerer / Umbruch Bildarchiv

Hinter dem Aufruf steht ein breites außerparlamentarisches Bündnis aus rund 250 Gruppen, von Mieter– und Nachbarschaftsinitiativen, Kulturgruppen, Hausprojekten, Sozialen Einrichtungen, Mietervereinen, Sozialverbänden, Gewerkschaften bis hin zu Kirchen. Sie fordern eine Neuausrichtung der Wohnungs- und Mietenpolitik und ein Ende der Verdrängung als Geschäftsmodell der Immobilienwirtschaft.In zehn Aktionstagen unter dem Motto »Zusammen setzen« organisierten die beteiligten Gruppen jeweils kleine Veranstaltungen, um mit Betroffenen ins Gespräch zu kommen, Lösungsansätze zu präsentieren oder einfach nur auf die Demo und das Bündnis aufmerksam zu machen.
In Neukölln, als ein von der Mietenproblematik stark betroffener Bezirk, wurden ebenfalls einige Veranstaltungen organisiert: Das »Bündnis für bezahlbare Mieten Neukölln« tanzte verkleidet auf dem Alfred-Scholz-Platz den »Mietenblues« und informierte über seine Arbeit. Das Gesundheitskollektiv organisierte auf dem Gelände der ehemaligen »Kindl-Brauerei« eine Diskussionsveranstaltung mit dem Titel »Meine Miete hat Fieber« und machte auf die Zusammenhänge von Existenznöten und Gesundheit aufmerksam. Im Reuterkiez veranstaltete die Initiative »Nachbar*innen der Ecke Lenau/Reuterstr.« einen Mieten-Kaffeeklatsch mit den Anwohnern.
Die Demonstration war ein großer Erfolg, die Veranstalter sprachen von 25.000 Teilnehmern. Der Protest war bunt, fantasievoll, bissig und provokant und deckte ein breites gesellschaftliches Spektrum ab, von Alteingesessenen bis Neuangekommenen und von Kleinkindern bis Hochbetagten. Das gibt Grund zur Hoffnung. Denn in den vielen Kämpfen gegen Verdrängung haben sich Solidarität und Organisation in direkten Verhandlungen mit den Hausverwaltungen als wirksam erwiesen. Auch der Druck auf die Politik wurde dadurch erhöht. Hier haben die Demo und das Bündnis neue Anschlusspunkte geschaffen und ein starkes Signal gesetzt.

dt
Infos zu den beteiligten Gruppen und Dokumentation der Demonstration und Aktionstage unter: www.mietenwahnsinn.info