Natur aktiv erleben in der Britzer Gartenarbeitsschule
Etwas versteckt in einem Park liegt die »August- Heyn-Gartenarbeitsschule« (Fritz-Reuter-Allee 121). Sie trägt den Namen des Sozialdemokraten und Reformpädagogen, der während der Weimarer Republik solche Einrichtungen initiierte und ab 1924 auch mit organisierte. Neukölln besaß damals sieben solcher Gärten, nun ist ein einziger verblieben. Die Ziele damals wie heute: Kindern Wissen über die Natur, gesunde Ernährung, Obst- und Gemüseanbau zu vermitteln und nebenbei auch Bewegung an der frischen Luft zu ermöglichen.
Auf 3,3 Hektar des zum ehemaligen Ritterguts Britz gehörenden Areals wachsen artenreich Blumen, Sträucher und Bäume, es ist Raum für Boden- und Wassertiere, für Schafe, Kaninchen und Vögel und inzwischen auch wieder für Füchse. Die modern und gut ausgestatteten Räumlichkeiten erlauben ein praxisorientiertes Lehren und Lernen, und nebenbei kann hier alles noch selbst erlebt und so besser verstanden werden. Inzwischen können Freiwillige ein ökologisches Jahr absolvieren.
Die »August-Heyn-Gartenarbeitsschule« gibt es seit 1958 an diesem Standort, und sie ist die größte Berlins. Der Autor hat hier als Schüler Mohrrüben gesät und geerntet. Inzwischen wird mehr geboten als nur säen und ernten, hier kann gebastelt, gefilzt, gewebt, Obst gepresst oder Marmelade gekocht werden. Solarkocher werden nicht nur gebaut, hier wird auch damit gekocht. Es gibt Bienen, Kaninchen, Meerschweinchen, Schafe und Schmetterlinge, ein langes, gut einsehbares Rohrsystem mit Ameisenvölkern, zimtfarbene Tauben – eine große Seltenheit – und sogar ein Terrarium mit zwei Axolotln (Schwanzlurchen) namens Axel und Lotte. Das zieht ca. 30.000 Besucher pro Jahr an.
Den ersten Berliner Schulgarten gründete der Prediger und Schulinspektor Johann Hecker (1707-68), der auch die ganzheitliche Pädagogik von Comenius studierte. Friedrich der Große erlaubte das Schulprojekt nur, weil Hecker ihm zusagte, den Schülern auch die Anlage und Pflege von Maulbeerbäumen, wichtig für eine von ihm favorisierte Seidenproduktion, zu vermitteln. Die damals so weit verbreiteten Maulbeerbäume sind inzwischen selten geworden. Um so erfreulicher: auf dem Gelände in Britz steht noch einer. rr