Beteiligungsprozesse brauchen Zeit
Partizipationsverfahren spielen in der Stadtentwicklung eine immer größere Rolle. Bewohner sollen mitbestimmen können, wie ihre Umgebung zukünftig aussehen soll. An Schulen ist dieses Vorgehen selten, denn bei der aktuellen Raumnot soll das Bauen vor allem schnell gehen.
Im Medienprojekt »Schule und Kommunikation der Zukunft« an der Albrecht-Dürer-Oberschule entstand bei Schülern der achten und neunten Klasse der Wunsch, ihre denkmalgeschützten Räume umzugestalten. Initiiert wurde das Projekt vom »Vincentino e.V.«, gefördert durch die TUI Stiftung. Drei Dozenten arbeiteten mehrere Wochen mit den insgesamt 40 Schülern, um digitale Beiträge für die Blogs »schulkunft.de« und »ado-gramm.de« zu entwickeln. Nach einer Exkursion zu den »Baupiloten« – einem Architekturbüro mit Nutzerbeteiligungsmethoden – schrieben Zehra, Adelisa und Hibba: »Im November waren wir bei den Baupiloten. Wir haben dort ihr Schul-Visionen-Spiel getestet. Mithilfe des Spiels konnten wir unsere eigene Traumschule entwickeln. In unserem Projekt erstellten wir die »Bunte-Lern-und-Freizeit-Schule«, die alles hat, was das Herz begehrt: Vom Raum zum konzentrierten Lernen mit Lehrern bis zum spaßigen Trampolinspringen. Im Film- und Chill-Raum kann man sich ausruhen und ohne Lehrer sein. Schüler brauchen einen Raum, in dem man einfach losschreien und alles Mögliche spielen darf. Zum Schluss gibt es den Raum, in dem man mit den Freunden kochen und backen kann. Wir hoffen, dass sich unsere Wünsche verwirklichen.«
Was können Schüler tun, damit ihre Wünsche gehört werden? »Die Kinder sollten mit dem Bürgermeister reden«, so der Schüler Zahid. Zur Abschlussveranstaltung am 26. Januar luden die Schüler Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey ein. Die Jugendlichen führten durch die Räume mit Audio-, Video- und Textproduktionen. Einen Raum hatten sie mit den »Baupiloten« umgestaltet: Decken und Sitzkissen sowie frische Luft war ihnen dabei wichtig.
In der von den Schülern moderierten Diskussion, unter anderem mit Franziska Giffey, der Moderatorin Sandra Maischberger und der Architektin Susanne Hofmann, bekamen sie direkte Rückmeldung auf ihre Wünsche. Maischberger erklärte den Jugendlichen, dass sie ihnen keine Zeit in ihrer Talkshow versprechen könne, da deren Themen eher überregional angelegt seien.
Auf die Frage, ob ihre Wunschschule gebaut würde, zückte Giffey einen großen Papp-Scheck: 400.000 Euro. Alles für die »Bunte Lern- und Freizeitschule«? Nicht ganz. Pläne für das Geld gibt es schon: Für eine neue Klingelanlage und den Schallschutz. Beteiligungsprozesse brauchen Zeit.
Corinna von Bodisco