Kreativstes Musiktheater Berlins feiert Geburtstag

Die Neuköllner Oper ist 40

Zu einer Zeit, als die Zeitungen noch von der »Kulturwüste Neukölln« schrieben, begann ein kleines Wanderbühnentheater, das sich »Neuköllner Oper« nannte, die Berliner Opernlandschaft mit einem bunten Programm aus Musicals, Operetten, Opern und vielen Uraufführungen aufzumischen.

Flanieren in der Opernpassage                                                                                                                     .Foto: mr

»40 Jahre Experiment in Folge« wurden am 12. November mit einer Matinee gefeiert. Unter den Gästen waren auch Vorstandsmitglieder der ersten Stunde, die über die Vor- und Frühgeschichte des Hauses berichteten, die Schwierigkeiten, Geld für die jeweils nächste Produktion aufzutreiben oder die lange Suche nach einem dauerhaften Domizil.
Angefangen hat alles in der Neuköllner Martin-Luther-Kirche mit einem studentischen Kammerchor, den der Kirchenmusiker Winfried Radeke 1972 übernahm. Am 13. November 1977 gründete er dann den Verein, der es sich zum Ziel setzte, eine Alternative zum klassischen Opern- und Theaterbetrieb zu schaffen. Anfangs wurden die Musiktheaterprojekte in Fabriketagen, Theatern und Kirchen aufgeführt. Durch Vermittlung der damaligen Neuköllner Kulturamtsleiterin Dorothea Kolland bekam die »Neuköllner Oper« 1988 mit dem Ballsaal in der Passage Neukölln ein eigenes Theater. Dieses alte Rixdorfer Gesellschaftshaus, das später abwechselnd als Möbellager und Musikkneipe gedient hatte, wurde im frühen 20. Jahrhundert von Reinhold Kiehl erbaut, der unter anderem auch für das Rathaus und das Stadtbad in Neukölln verantwortlich war.
Acht bis zehn Uraufführungen stellt die »Neuköllner Oper« jedes Jahr auf die Beine.
Die Themen findet sie buchstäblich auf der Straße, denn vor der Haustür prallen unterschiedliche Lebensentwürfe, Schicksale und kulturelle Traditionen aufeinander. »Ein vitales Haus, bunt und grenzübergreifend wie Neukölln, das viele gesellschaftlich brisante Themen aufgreift«, lobte Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey, die neben den Glückwünschen des Bezirksamtes einen Präsentkorb mit Neuköllner Spezialitäten überbrachte.
Aber nicht nur Stücke werden hier erfunden, sondern auch Künstler entdeckt. Die »Neuköllner Oper« gilt quasi als »Durchlauferhitzer« für junge Talente. Viele junge Künstler haben sich hier ihre ersten beruflichen Sporen verdient. Möglich macht das die enge Zusammenarbeit mit der Universität der Künste (UdK) und der Musikhochschule »Hanns Eisler«.
Und mit dem »Jungen Ensemble« aus Jugendlichen und dem »Neuköllner Oper Kinder Klub«, dem Klub für Kinder von 8-12 Jahren, bringt die Oper auch dem Nachwuchs die Welt der Musik nahe. Damit das Theater auch in 40 Jahren noch steht. Das jedenfalls wünscht sich der derzeitige künstlerische Leiter Bernhard Glocksin.

mr