Wacholder, ein vielseitiges Kraut
In der Lessinghöhe stehen einige Büsche Wacholder. Von ihnen könnte fast alles genutzt werden: Beeren, Nadeln, Triebspitzen, Holz, Wurzeln, aber sie stehen unter Naturschutz und dürfen nicht gesammelt werden. Wacholder ist zweihäusig.
Der Wacholder stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, ist aber heute auch in den Alpen und in Mittel- bis Nordeuropa zu Hause. Der Wacholder gehört zu den Zypressen. Seine volkstümlichen Namen sind: Feuerbaum, Jachelbeerstrauch, Knirkbusch, Krametbaum, Kaddig, Reckholder, Wachandel, Weihrauchbaum.
Der Wacholder ist anspruchslos und braucht keine besonderen Böden. Früher stand er in jedem Garten, quasi als lebende Hausapotheke. In einigen Regionen Bayerns werden noch heute die Viehställe mit Wacholderrauch »gereinigt«.
Nach manchen Beschreibungen ist er ein »Allesheiler«: Er hilft gegen Atembeschwerden, Rheuma bis hin zu Mundgeruch, Gicht und Arthritis. Bei Nierenbeschwerden sollte der Wacholder jedoch nicht verwendet werden, weil er die Nieren zu stark reizt. Auch Schwangere sollten Wacholder nicht nutzen.
Aus den Beeren kann Tee zubereitet werden. Dazu wird 1 TL getrocknete, zerdrückte Wacholderbeeren mit 1/4 l kochendem Wasser übergossen, dann mindestens 5 Minuten zugedeckt ziehen lassen und abseihen. Trinken Sie zur Entschlackung dreimal täglich eine Tasse frischen, ungesüßten Tee. Der Tee fördert nicht nur die Verdauung und die Harnausscheidung, sondern kann sogar bei Sodbrennen helfen. Er ist die Hauptzutat für Genever.
Wacholder ist ein uraltes Heil- und Würzmittel und wurde auch zum Zaubern genutzt. Er schützte vor Hexen, Zauberern und anderen dämonischen Wesen. Ein Überbleibsel dieses Aberglaubens ist vermutlich, dass Wacholder noch heute eine beliebte Friedhofpflanze ist.
Die alten Ägypter verwendeten die Wacholderbeeren für Mundwasser, den Griechen und Römern galt Wacholder als Mittel gegen Schlangenbisse, und im Mittelalter glaubte man, mit Wacholderzweigen den Teufel vertreiben zu können.
Eva Willig