Abluft parfümieren hilft nicht
Verärgerte Anwohner der Hufeisensiedlung in Britz, wandten sich in diesem Jahr an die Senatsverwaltung für Umwelt, weil es in ihren Gärten wiederholt übel nach Müll roch. Der Behörde war das Problem bereits bekannt. Aus einer beigelegten Erklärung der BSR ging hervor, dass der Verursacher eine ihrer Anlagen an der Britzer Gradestraße sein könnte.
Wartungsarbeiten im Müllheizkraftwerk Ruhleben, wohin der Müll aus Britz geht, verhinderten Transporte dorthin, und deshalb musste der hier länger zwischengelagert werden. Nun können wieder auch die stinkenden Bunkerbestände dorthin gebracht werden, was »erfahrungsgemäß«, schon einmal zu »temporären Geruchsemissionen« führen könne.
Seit Jahrzehnten beschweren sich immer wieder Britzer über kräftigen Müll-Gestank. Schon vor über 20 Jahren kämpfte das Britzer Umweltforum vergeblich dagegen an. Die nahe »Anna Siemsen-Oberschule« stellte damals öfter den Unterricht deshalb ein, und die Firma »Berliner Glas« drohte sogar einmal damit, ihren Standort zu verlegen. Hauptursache war damals der im Freien gelagerte, mit Hundekot vermischte Straßenkehricht. Immer noch reinigt dort die Firma GBAV, eine Tochtergesellschaft der BSR, diesen in ihrer Bodenwaschanlage. Sie ist unmittelbarer Nachbar der Abfallverwertungsanlage Süd der BSR.
Der Senat machte Auflagen, und kurz erwog die BSR, den jährlich anfallenden Straßenkehricht von etwa 60.000 Tonnen ins Umland zu bringen, oder in Britz eine weitere Müllverbrennungsanlage zu bauen. Das konnte verhindert werden. Letztendlich errichtete die BSR 2005 extra dafür eine mit Unterdruck und Filtern versehene Lagerhalle. Deshalb kommt Berlins Straßenkehricht weiterhin nach Britz.
Der auch selbst betroffene Autor konnte nur das Abfallbehandlungswerk Süd in Britz besuchen. Das war sichtbar sauber. Leider verhindern die gemachten Auflagen dort weder zuverlässig den Gestank, noch gelegentliche Brände. Erst vor einem Monat mussten etwa 100 Feuerwehrleute anrücken. Die Betriebsleitung versicherte, dass stets alle Vorgaben kontrolliert erfüllt würden. Nur die Anwohnerbeschwerden, die sehr ernst genommen würden, enden damit nicht.
Seit Jahren wird dort sogar die Müllbunkerabluft »parfümiert«. Das erinnert sehr an die früher vergeblichen Versuche des Adels, das damals übliche Hygienedefizit, allein mit Duftwasser kaschieren zu können. In Britz betreibt jahrzehntelang die BSR, zwar in einem extra dafür ausgewiesenen, doch innerstädtischen Industriegebiet, eine Anlage, die ihr Duftproblem nie völlig im Griff hat. Müssen das die Anwohner weiter tolerieren?
rr