Das Holzheizkraftwerk in Rudow
Helme, Schutzbrillen und Warnwesten sind Pflicht beim Rundgang durch das Holzheizkraftwerk Rudow. Sicherheit wird hier groß geschrieben. Eingeladen zu diesem Rundgang hatte der Neuköllner Bundestagsabgeordnete der SPD, Fritz Felgentreu, der wissen wollte, wie eine nachhaltige Energieversorgung aussehen könnte, die sicherstellt, dass wir auch in Zukunft warme Wohnungen und eine leistungsfähige Industrie haben, ohne unseren Kindern eine Wüste zu hinterlassen. Die Führung zeigte den Arbeitsablauf vom Abladen des angelieferten Altholzes bis zur Entsorgung der Abfallprodukte.
Das Holzheizkraftwerk in Rudow wurde 2003 auf dem ehemaligen Gelände der »Eternit AG« als Ersatz für ein Kohlekraftwerk errichtet. Das Kraftwerk arbeitet nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung, was bedeutet, dass Brennstoffenergie in einem Prozess zu Strom und Wärme wird. Es versorgt rund 20.000 Wohnungen in der Gropiusstadt, die Gropius-Passagen, Berlins größtes Einkaufscenter, das Kombibad Gropiusstadt, sowie das Krankenhaus Neukölln mit Wärme. Außerdem wird Strom für 40.000 Haushalte erzeugt.
Als Brennstoff dient Altholz, das keiner mehr haben will und das auch nicht mehr auf Deponien entsorgt werden darf wie alte Möbel, Fenster, Türen, Bauholz und Bahnschwellen. Es kommt überwiegend aus Berlin und dem Umland. Weil das Kraftwerk direkt am Teltowkanal liegt, wird das Holz zum größten Teil per Schiff aus Spandau angeliefert, wo es zuvor in der Holzschredderanlage zerkleinert wurde. Vereinzelt kommen Holzladungen auch per Lkw. Nur wenn der Teltowkanal zugefroren ist, wird der gesamte Lieferverkehr vom Schiff auf die Straße verlagert. 5.000 Tonnen werden pro Woche verbraucht, im Winter 1.000 Tonnen mehr, pro Jahr rund 240.000 Tonnen.
Vom Schiff transportieren Förderbänder das Holz zu einem Magnetabscheider, der Nägel, Scharniere und Schrauben aussiebt. Anschließend geht das Holz in acht Silos mit je 500 Tonnen Fassungsvermögen und von dort weiter in die beiden Kessel, in denen das Holz bei 850 Grad Celsius verbrannt wird. Durch kleine Fenster durften die Besucher einen Blick in dieses Höllenfeuer riskieren.
Über den Kesseln verlaufen Wasserrohre, in denen Wasser durch die Wärme verdampft. Dieser Dampf wird auf 465 Grad Celsius erhitzt und treibt eine Turbine an, die 20 Megawatt Strom an das örtliche Stromnetz abgibt. Anschließend heizt der Dampf dann das Wasser für das Fernwärmenetz auf. 66 Megawatt thermische Leistung wird dabei erreicht. Für Spitzenzeiten oder für Notfälle steht zudem eine Gaskesselanlage bereit.
Überwacht und gesteuert wird die Anlage an den Computerplätzen im Kontrollraum, dem Gehirn des Kraftwerks.
Die Asche, die nach der Verbrennung übrig bleibt, wird, wenn sie belastet ist, im Bergbau zur Verfüllung von Schächten verwendet. Unbelastete Asche wird im Straßenbau genutzt, Flugasche wird unter Zugabe von Kalk im Tagebau verbaut.
Das Holzheizkraftwerk ist mit einer aufwändigen Rauchgasreinigung ausgestattet, durch die die schädlichen Bestandteile der Holzverbrennung herausgefiltert werden. Die Einhaltung der Emissionswerte wird ständig vom »Landesamt für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit Berlin« (LAGetSi) überwacht.
Durch die Holzbefeuerung werden im Vergleich zur Kohlebefeuerung jährlich etwa 235.000 Tonnen Kohlendioxid-Emissionen eingespart. So entsteht umweltschonende, regenerative Energie aus Neukölln für Neukölln. mr