Die Geschichtsträchtigkeit eines Baumes
Ob »Kein schöner Land in dieser Zeit…wohl unter Linden, wo wir uns finden…« oder »Am Brunnen vor dem Tore«, fast jeder hat schon über die Linde mitgesungen.
Der Lindenbaum war den Germanen heilig. Er war der Göttin Freya gewidmet. Sie ist die Göttin der Liebe, Fruchtbarkeit und Schönheit. Eine Linde bildete häufig den Dorfmittelpunkt. Unter ihr wurde nicht nur die Ehe versprochen, sondern auch Gericht gehalten.
Linden haben eine uralte Geschichte, nicht nur als Holzlieferanten. Da sie weiches Holz haben, wurde die Rinde früher gefasert, und diese Art »Bast« wurde zu Seilen, Stoffen und Matten weiterverarbeitet. Ihr Holz wird nicht nur zum Herstellen von Bleistiften genutzt, es ist auch das Lieblingsholz der Schnitzer, und das schon seit der Spätgotik. Der Einsatz von Lindenholz ist in der deutschen Bildhauerei seitdem sichtbar und kann von uns noch heute in Kirchen und Museen bewundert werden.
Es ist auch ein beliebtes Material im Instrumentenbau und wird zur Herstellung von Harfen, Orgelpfeifen oder für den Korpus von Gitarren verwendet.
Auch bei Imkern sind Linden als Bienenweiden gerne gesehen, da aus Lindenblüten ein sehr wohlschmeckender Honig gewonnen wird. Aber auch Hummeln und Schwebfliegen bestäuben die Linden. Autofahrer hingegen schimpfen über Linden, da ihre herabfallenden Blüten und Trugdolden nicht nur die Fenster, sondern auch den Lack verschmutzen.
Es gibt weit über 20 Arten von Linden. Die Sommer- und die Winterlinde unterscheiden sich vor allem durch die Blattgröße. Die Winterlinde ist die Kleinblättrige, die Sommerlinde die Großblättrige. Die Sommerlinde kann fünf Meter höher wachsen, als die Winterlinde.
Lindenblüten sind offizinell, das heißt, sie werden in Apotheken als Arzneimittel verkauft.
Als Kinder haben wir die Lindenblüten als Erkältungstee bekommen, aber der Tee soll auch gegen Verdauungsbeschwerden, Migräne oder Schlafstörungen helfen. Außerdem sei der Tee nervenberuhigend und schweißtreibend.
Eva Willig