Von den Alpengipfeln ins Sonnental

Verfeinerte Bergküche vom Oberbacher Alois seim Enkel

Erst in der Elisabeth­kirch-, dann in der Torstraße in Mitte ansässig, ist der dritte Anlauf des alpenländischen Restaurants »Alois Oberbacher« im März nun in den renovierten Räumen von »Pape’s Gasthaus« gestartet. Ein mutiger Schritt, ist das »O³« für die Gegend doch eher gediegen modern bis anspruchsvoll und weder hip noch ganz günstig.

Von der Alm auf den Teller.                                                                                                                                                Foto: hlb

Alois Oberbacher gab es tatsächlich: Vor rund 100 Jahren war er Senner in den Alpen. Sein Enkel Erwin Leitner ist der leidenschaftliche Koch, der Opas schlichte Rezepte ins Heute weiterentwickelt und verfeinert. Er freut sich schon, das wurmstichige, Jahrhunderte alte Holz aus Opas Almhütte in das hintere Gastzimmer des Lokals einzubauen und so eine weitere Verbindung zum inspirierenden Ahn zu schaffen.
Leitner liebt – neben seinem privaten Refugium in der ostitalienischen Adriaregion Marche – seine Produkte und Zutaten, die er direkt von seit Jahren bewährten Produzenten bezieht, ob aus Berlin, vom Bodensee oder natürlich aus Bayern. »Vom Berg ins Tal« (beziehungsweise in die Sonnenallee), so verstehen Leitner und sein Geschäftsführer Roy Müller ihr Konzept. Ein von Leitner an der Isar ge- und für besonders schön befundenes Schwemmholzstück, in dessen uriger Form er einen ganz besonderen Baumkuchen herstellen möchte, versinnbildlicht sein Credo »Alles Gute kommt von oben«.An den Vorspeisen, vom käsigen Klassiker Obatzda über frisch an der imposanten Aufschnittmaschine tranchierten Bergschinken, Spinatknödel mit Parmesan, Rindsuppe mit Leberknödel bis zum kleinen Rinderlendensteak, gibt’s nichts zu meckern. Eine Empfehlung ist der ebenso saftige wie knusprige Krustenbraten vom bayerischen Landschwein mit Knödeln und Krautsalat (13 Euro): Gut sind auch die Desserts: Natürlich gibt es Kaiserschmarrn, aber auch mal eine überraschend leichte Mousse au Chocolat.
Stolz und Clou des Hauses sind die Schnitzel von Schwein, Kalb oder Rind (letzteres für auch stolze 27 Euro). Mit vier krossen Panaden (aus Weizenbrot – klassisch oder mit Parmesan –, kräftig dunklem Vinschgauer – fast zu schade zum Zerbröseln – oder Dinkelbrot mit Kürbis) sowie Beilagen (gemischtem, Kraut- oder Kartoffel-Gurken-Salat, Kräuterkartoffeln oder Balsamicozwiebeln) sind diese frei kombinierbar und werden mit selbstgemachtem Fruchtchutney serviert. Für Fischfans gibt es gebratene Lachsforelle und als Getränkebegleitung Allgäuer »Büble«-Biere vom Fass sowie Weine, erstaunlicherweise allerdings kaum welche aus Österreich oder Bayern.
Dass die Inhaber sich in ihrem neuen Umfeld gut angekommen fühlen, zeigen ihre Internetschlagworte nach der offiziellen Eröffnungsparty im Mai: #weloveneukölln, #happywithournewneighbors, #greathood. Wir sagen: »An Guadn!«

hlb
Alois Oberbacher, Sonnenallee 127, tgl. Mo – So 17 – 24 Uhr, Küche bis 23 Uhr, www.alois-oberbacher.de, Facebook: aloisoberlin