Schulklassen gestalten spannende Ausstellung
500 Jahre ist es her als Martin Luther seine Thesen in Wittenberg veröffentlichte und damit einen Prozess auslöste, der das Glaubensleben in ganz Europa umgekrempelte.
Das Museum Neukölln hat dieses Jubiläum zum Anlass genommen, gemeinsam mit acht Neuköllner Schulklassen den religiösen Alltag im Bezirk zu erforschen. Herausgekommen ist eine sehenswerte Ausstellung, die interessante Einblicke in die großen Weltreligionen gibt.
Jede Schule gestaltete eine Vitrine, in der Symbole oder auch selbst gestaltete Objekte ausgestellt werden, die Bezug nehmen auf die Religion, mit der sich die Schüler beschäftigten.
Im Unterricht entwickelten sie dazu Fragen, die sie Repräsentanten der jeweiligen Religion, Kulturwissenschaftlern und praktizierenden Laien stellten. Die dabei entstandenen Videos werden ebenfalls in der Ausstellung präsentiert.Ergänzt wird die Ausstellung durch historische Exponate, die Aufschluss geben über die lange Tradition religiösen Lebens in Neukölln. Dazu gehören eine Schmuckbibel aus dem Jahr 1649 aus dem Bestand des Museums und die ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert stammende gotische Kirchentür der Buckower Dorfkirche, die zu diesem Anlass restauriert wurde.
Jedes Exponat ist mit einem QR-Code versehen, über den sich die Besucher mittels Smartphone zusätzliche Hintergrundinformationen besorgen können.
»Wenn wir etwas über die Geschichte und Kultur der Menschen, mit denen wir zusammen leben, erfahren wollen, ist es von Vorteil, etwas über ihr Verhältnis zur Religion zu wissen«, sagte Museumsleiter Udo Gößwald in seinem Einführungsvortrag. Immerhin gehören fast die Hälfte der Einwohner Neuköllns einer der großen Religionsgemeinschaften Protestantismus, Katholizismus, Islam, Hinduismus oder Buddhismus an. Dazu gehöre es aber auch, so Gößwald, »den verschiedenen Glaubenslehren zu widersprechen und auch am Glauben selbst zu zweifeln.« Die Reformation habe die Tür für die Aufklärung geöffnet und den Weg freigemacht für den Gedanken, »dass jeder Mensch sich als mündiger Bürger verstehen darf und damit auch Kritik an der Religion üben kann.«
Respekt und Toleranz von und für alle Gläubigen wie Nichtgläubigen forderte Bildungs- und Kulturstadtrat Jan-Christopher Rämer. »Wie ich frei bin zu glauben, bin ich frei zum Nichtglauben«, sagte er. In diesem Zusammenhang verteidigte er auch das Berliner Neutralitätsgesetz. »Der Staat und seine Institutionen passen in keine Vitrine, der ist für alle da«, sagte er.
Die Ausstellung läuft bis zum 31. Dezember. Alle Informationen einschließlich der Filme, gibt es auf der Website zur Ausstellung: www.religion-in-neukoelln.de..
mr