Gereizte Stimmung bei Bürgerversammlung

Containerdorf auf dem Tempelhofer Feld – viele Fragen blieben unbeantwortet

Seit Anfang Februar wird auf dem Tempelhofer Feld gebaut. Bis Juli 2017 entsteht hier ein Dorf aus 976 Wohncontainern, in denen bis zu 1.100 Personen Unterkunft finden sollen, die derzeit noch in den Hangars und in der Not-unterkunft im Internationalen Congress Centrum (ICC) leben. Ende 2019 sollen die Container wieder abgebaut werden.

Schöner Wohnen ist anders.                                                                                                                                                 Foto: mr

Um überhaupt bauen zu können, musste das per Volksentscheid durchgesetzte Tempelhofer-Feld-Gesetz geändert werden. Vertreter der Bürgerinitiative »100 % Tempelhofer Feld« befürchten daher, dass mit dieser Siedlung nur der erste Schritt getan wird, um das derzeitige Bauverbot auf dem Gelände auszuhebeln. Obwohl Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) auf der Bürgerversammlung, zu der der Berliner Senat am 27. März geladen hatte, wiederholt beteuerte, das Gesetz habe Bestand, und es werde kein Baurecht durch die Hintertür geben, wollte ihr das kaum einer der Anwesenden so recht glauben. Die Stimmung im bis auf den letzten Platz besetzten Neuköllner Heimathafen war von Anfang an gereizt und wurde im Laufe des Abends immer aggressiver.
Dass diese Veranstaltung erst anberaumt wurde, nachdem im Senat die Entscheidungen längst gefallen waren und die Bagger bereits anrollten, sorgte für Unmut. Das habe mit der Bürgerbeteiligung, die im Gesetz vorgesehen ist, nichts zu tun, kritisierten viele der Anwesenden.
Elke Breitenbach und Staatssekretärin Margaretha Sudhoff (SPD) aus der Finanzverwaltung warben um Verständnis für die Zwickmühle, in der die Verwaltung stecke. 15.900 Menschen seien in Berlin noch immer in Notunterkünften untergebracht, für die müsse dringend eine Lösung gefunden werden. Aber es sei eben äußerst schwierig, geeignete Standorte zu finden, weil überall die Vorbehalte groß seien.
Die Hangars seien einer der schrecklichsten Orte, die sie kenne, sagte Monika Herrmann (Grüne), Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg. Aber sowohl Ferienwohnungen zu beschlagnahmen als auch Leerstand von Wohnungen zu bekämpfen sei rechtlich nicht immer so einfach. Außerdem seien das nur »kleine Tröpfchen auf heiße Steine«. Sie forderte den Senat auf, mehr Druck zu machen, damit Unterkünfte überall in Berlin gebaut werden könnten. Einzelne Bezirke dürften sich da »nicht vom Acker machen«.
Viele Fragen wurden gestellt. Eine Reihe von Bewohnerinnen der Hangars wollten beispielsweise wissen, wie eine sechsköpfige Familie in den Containern untergebracht werden könne. In dem Fall würden mehrere Container zusammengelegt, erklärte Sudhoff. Eine weitere Frage war, ob endlich auch andere Familienmitglieder, die über die Stadt verstreut leben, zu Besuch kommen könnten, was im Hangar nicht möglich sei. Im Dorf seien Besucher willkommen, beruhigte die Staatssekretärin.
Eine der drängendsten Fragen, warum die Container nicht auf dem Vorfeld, das nicht zum Geltungsbereich des Tempelhofgesetzes gehört, errichtet werden, wurde auch nach mehrfachem Insistieren seitens des Publikums nicht beantwortet. 

mr