Frivole Fledermaus

In der Neuköllner Oper wird belogen und betrogen

Ein lustvoller Ball.                                                                                                                                                                          Foto: pr

Schon bei der Ouvertüre wird ausgiebig und lustvoll gestöhnt, und damit wird vom ersten Moment an klar, worum es an diesem Abend in der Neuköllner Oper geht – um Sex und um Lügen. In der »Fledermaus«, einem musikalischen Lustspiel nach Johann Strauß, das am 26. Januar Premiere hatte, belügt und betrügt jeder jeden.
Die Geschichte dreht sich um einen Mann, der ins Gefängnis muss, sich aber vorher ohne seine Frau auf der Orgie eines Prinzen austoben will. Derweil vergnügt sich die Gattin zuhause mit ihrem Liebhaber. Auch sie erscheint schließlich auf dem Fest, wo sie ihren Mann erkennt, der sie aber nicht. Sogar die Kammerzofe darf unter einem schlechten Vorwand mit. Und so erfährt jeder, dass er dem anderen nicht trauen kann. »Dein Mann gibt dem Begriff Lüge eine ganz neue Bedeutung«, heißt es an einer Stelle.
Gespielt wird im ganzen Saal, zum Teil auch im Rücken des Publikums oder hinter einem rosa Vorhang, auf den die Handlung mit Handkameras projiziert wird. Ergänzt werden diese Projektionen durch kurze, drastisch pornografische Filmchen. Auch den Sängern wird so manche freizügige Akrobatik abverlangt. Alles ist erlaubt in dieser frivolen und garantiert nicht jugendfreien Inszenierung.
Das Publikum ist immer mittendrin. Es nimmt teil am Ball des Prinzen, tanzt, trinkt mit den Sängern Champagner.
Für die Musik ist ein außergewöhnliches Ensemble mit Saxofon, Akkordeon, Klavier und Kontrabass zuständig. Auch wenn die Gassenhauer der Straußoperette präsent sind, von Walzerseligkeit ist hier wenig zu spüren.

mr
Termine siehe Terminseite www.neukoellneroper.de