Start-up-Szene Neukölln: bloßer Hype oder große Chance?

Teil 1: Der erste Eindruck

Berlin wird schon lange als Gründerhauptstadt gehandelt. Eine Studie des »Instituts für Strategieentwicklung« (IFSE) erklärt die Start-up-Szene zum fünftgrößten Arbeitgeber in Berlin. Auch in Neukölln boomt die Kreativwirtschaft, Bezirks­amt und Senat bieten umfangreiche Fördermöglichkeiten, gleichzeitig ist die Arbeitslosigkeit hoch. Große Hoffnungen werden in die Neuköllner Start-up-Szene gesetzt, dabei sieht sie ganz anders aus, als viele denken.
In dieser Serie widmen wir uns der Szene genauer.

Wo sind die Start-ups?                                                                                                                                                               Foto: mr

Neukölln liegt mitten im »Berlin Valley«. Ein Ort, den man auf keiner Landkarte finden wird, der aber seit ein paar Jahren durch Politik und Medien schwirrt, sogar eine Onlinezeitung trägt diesen Namen. Berlin ist eine der Gründungshauptstädte Europas. Ohne Frage braucht es da einen schnittigen Begriff und was passt besser, als die Anspielung auf den Geburtsort von Facebook und Co, das fast schon sagenumwobene Silicon Valley. Ein boomender High-Tech-Standort im gleißenden Licht der kalifornischen Sonne steht also Pate für den Namen der Berliner Gründerszene. Bei geschlossenen Augen erscheinen Bilder von jungen, hippen Menschen mit MacBooks und Matcha-Lattes, die in Start-ups mit innovativen Ideen irgendwie Geld mit »diesem Internet« verdienen.
Augen auf: Neukölln an einem Dienstag Mittag gegen 13 Uhr. Zwischen der Biker-Kneipe »Bierbaum 3« und dem uralten Antifa-Treffpunkt »Syndikat« liegen drei Cafés, ein Burgerladen und eine Pizzeria. Und die sind voller Menschen. Junge, hippe Menschen genauer gesagt, die Mittagspause machen, Macbook und Matcha-Latte haben sie im Coworking Space oder im Home Office gelassen. Sie unterhalten sich auf Spanisch, Französisch oder Englisch. Sind das die Einwohner des Neuköllner »Berlin Valleys«?
»Vor allem um die Mittagszeit merkt man, dass die Start-up-Szene in Neukölln wächst, meistens arbeiten die jungen Unternehmer nämlich von zu Hause, und dann gibt es keine Klingelschilder, keine neuen Läden. Man sieht ja nicht, was in der ersten oder zweiten Etage passiert«, sagt Clemens Mücke. Er ist im Bezirksamt Neukölln für die Abteilung Wirtschaftsförderung zuständig. Dort berät er Unternehmer bei ihrer Existenzgründung und vermittelt ihnen Fördergelder. Das Land Berlin und auch die Bezirks­ämter sind stark daran interessiert, junge Unternehmer in die Stadt zu holen.

jt
Was genau getan wird, um Start-ups zu unterstützen, darum geht es in Teil II in der nächsten Ausgabe.