Petras Tagebuch

Rauhnächte

Die Zeit zwischen Weihnachten und dem sechsten Januar ist für mich ein bisschen unheimlich. Es gibt viele Regeln, an die ich mich in der Hoffnung halte, dass das nächste Jahr besser wird als das verstrichene. Ich wasche keine Wäsche, lärme wenig, verwende keinen Staubsauger und lüfte viel. Während dieser Zeit, in der keiner so recht weiß, welche Geister unterwegs sind, passieren auch immer eigenartige Dinge.So war ich auf dem Fahrrad unterwegs zum Weihnachtsmarkt auf dem Gendarmenmarkt. Als ich mich an der Kreuzung Markgrafen-/Ecke Rudi-Dutschke-Straße befand, stand ein Auto neben mir, das ebenso wie ich die Rudi-Dutschke-Straße überqueren wollte – so schien es wenigstens. Plötzlich schubste mich das Auto. Die Fahrerin hatte mich nicht gesehen und wollte rechts abbiegen. Ich wusste nicht, wie mir geschah.
Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich aus dem Auto heraus traute. Sie entschuldigte sich freundlich auf Englisch und fuhr davon. Offensichtlich war sie mit deutschem Rechtsverkehr überfordert und ich mit der Situation. Etwas verloren fühlte ich mich, prüfte das Fahrrad, befand es für fahrbar und steuerte den Gendarmenmarkt an.
Dort suchte ich meinen Ölanbieter, den ich jedes Jahr dort aufsuche und mich mit Vorräten eindecke. Nach langer Suche musste ich feststellen, dass auf dem Weihnachtsmarkt jede Menge schöner Produkte, die ziemlich teuer waren, angeboten wurden, meine Öldamen jedoch fand ich nicht. Auf Nachfrage wurde mir gesagt, dass sie dieses Jahr nicht hier seien. Enttäuscht bewegte ich mich in Richtung Ausgang.
Alles umsonst. Da fahre ich mit dem Rad, werde von einem Auto angeschubst und finde noch nicht einmal das, was ich suche. Das muss der Schabernack eines Geistes gewesen sein. Kurz vor dem Ausgang entdeckte ich dann doch noch ein Trostpflaster. Es war eine Art Stulpen, super warm und super schick. Einmal anprobiert, musste ich nicht nachdenken. Die wollte ich haben. Sie lassen sich ganz schnell um die Waden wickeln und per Klettverschluss schließen. Wahlweise sind sie hochklappbar und wärmen die Knie. Eleganter sehen sie aber aus, wenn der obere Teil heruntergeklappt ist, denn dann sehen sie wie Stiefel aus. Warm und kuschelig konnte ich nun wieder nach Neukölln radeln.
Seit Silvester ist es vorbei mit den Pannen. In meinem Umfeld wurde so viel geknallt, dass sich kein böser Geist mehr in der Stadt aufhalten kann.