Besser spät als nie

»Toni Erdmann« in Neukölln

Es mag Leute geben, die sich gleich zum Kinostart eines neuen Films in einem Yorck-Kino einfinden. Dann gibt es immer auch die, die es gemütlicher angehen lassen, sich sämtliche Film-Trailer und Teaser mehrmals ansehen, alle lobenden und vernichtenden Kritiken der Feuilletons lesen, in Kneipen und auf Partys leidenschaftlich über Bildgestaltung und Genrezugehörigkeit mitdiskutieren, ohne den tatsächlichen Film jemals gesehen zu haben. Es stellt sich die Frage, ob es dann überhaupt noch notwendig ist, sich einen Film anzusehen, der irgendwie innerlich wie gesellschaftlich durchdekliniert zu sein scheint.

Ja, warum nicht – bevor es los geht mit dem neuen Jahr, den neuen Filmen, den neuen Vorsätzen – erstmal gemächlich im Januar »Toni Erdmann« gucken. Der Film von Regisseurin Maren Ade ist ein komödiantisches Vater-Tochter-Drama, und zum schauspielerischen Sparring treffen Peter Simonischek und Sandra Hüller aufeinander. Er ein Alt-68er-Witzbold mit Helge Schneider-Humor und sie eine unterkühlte Businessfrau in Bukarest. Nach einer Reihe von hitzigen Streitereien, skurilen Geschenken, grotesken Kostümen und einer herausfordernden Gesangsdarbietung durch Sandra Hüllers Figur Ines, kommen Vater und Tochter sich dann doch näher. Zumindest scheint es so.
Nun ja, all dies ist womöglich sowieso schon allseits bekannt, da der Film nach einer tosenden Premiere im Wettbewerb des Cannes Filmfestivals, wie schon erwähnt überall mehr als ausführlich besprochen wurde. Nun schaut ihn euch endlich einfach mal an, falls ihr bis jetzt irgendwie daran vorbei gekommen seid. 

bk
Toni Erdmann (Deutschland 2016, Maren Ade, 162 Minuten) läuft im Il Kino, in der Nansenstraße 22, zum Beispiel am 11.01. um 17:00 Uhr. Weitere Termine unter: www.ilkino.de