Umweltverwaltung schafft die Nachpflanzungen nicht
Noch gibt es rund 438. 000 Straßenbäume in Berlin. Aber Straßenbäume haben es generell schwer, weil sie keine oder kaum Pflege erhalten. Ihre Baumscheiben sind oft sehr klein, das Erdreich meist verdichtet und wenn es regnet, verhindern die Wegpflasterung und die Fahrbahndecke, dass ihre Wurzeln auch ausreichend Feuchtigkeit erhalten. Das Salz des Winterdienstes tut ein Übriges.
Bäume, die das nicht aushalten, werden gefällt. Auch innerstädtischen Baumaßnahmen fallen sie oft zum Opfer. So sind laut Umweltverwaltung in den vergangenen fünf Jahren mehr Straßenbäume gefällt, als nachgepflanzt worden. Dieses Defizit summierte sich in Berlin allein von 2011 bis 2015 auf 9.404 Bäume. Um das zu stoppen, hatte der Rot-Schwarze Senat 2011 in seinem Koalitionsvertrag versprochen, 10.000 Bäume neu anzupflanzen. Damit das trotz leerer Haushaltskassen überhaupt realisiert werden kann, wurde Ende 2012 die Berliner Stadtbaumkampagne gestartet. Sie ermöglicht es Privatleuten, Vereinen und Firmen über eine Spende Baumpflanzungen mitzufinanzieren. Sobald 500 Euro zusammen kommen, stockt der Senat den Betrag auf, da eine Neuanpflanzung mit einer Drei-Jahresbetreuung, mit 1.300 Euro veranschlagt wird. Wer 500 Euro allein aufbringt, darf sich dann selbst eine freie Baumscheibe aussuchen.
Gespendet wird schon rege, und so konnte die Umweltverwaltung seitdem rund 6.500 neue Bäume anpflanzen. Das gleicht aber bei Weitem noch nicht den realen Baumschwund aus. Deshalb existieren weiterhin an unseren Straßen viele verwaiste Baumscheiben. Kiez und Kneipe berichtete schon im vergangenen Jahr von Aktivisten und Anrainern, die die traurigen Straßenbaumstümpfe mit Gesichtern verzieren, um so dessen Nachpflanzung anzumahnen.
Berlins Umweltverwaltung überrascht plötzlich mit einer Statistik, die ein kleines Plus im Straßenbaumbestand aufweist. Möglich macht das eine sogenannte »Bestandskorrektur«, die irgendwo 12.000 Bäume »gefunden« hat, die jedoch nicht neu gepflanzt wurden. Der Baumreferent des Umweltverbands BUND, Christian Hoenig, nennt diese Bestandskorrekturen willkürlich und intransparent. Positiv erwähnt er dagegen, dass mit der Stadtbaumkampagne zumindest ein wenig der rasante Straßenbaumschwund reduziert werden konnte. rr