Musical »Affe« in der Neuköllner Oper
Die Uraufführung des Stücks »Affe« vermittelte einen ganz neuen Blick auf das Erfolgsalbum »Stadtaffe« von Peter Fox. Die in der Musik- und Party-Szene als Kult gehandelten Songs dienten Regisseur Fabian Gerhardt und Autor John von Düffel als Handlungsgerüst für ihren tieferen Blick auf die Zerrissenheit eines typischen Vertreters der in Berlin so weit verbreiteten Feiergesellschaft.
Indem er geschickt die einzelnen Songs mit Düffels Texten verknüpft, schickt Fabian Gerhardt seine Hauptfigur, die einfach nur F. heißt, auf einen Horror-Selbsterfahrungs-Trip durch seine Vergangenheit.
F. wacht eines Tages in einem Krankenhausbett auf. Er hat keine Ahnung, wie er dahin gekommen und was in der Nacht vorher passiert ist, ja, er weiß nicht einmal mehr, wer er überhaupt ist. Nach und nach werden anhand von Begegnungen mit verschiedenen Personen aus seinem Leben und surrealen Figuren, die seinen Alpträumen entsprungen zu sein scheinen, die Zerrissenheit und Verlorenheit, die F. in sich trägt, dem Publikum vor Augen geführt. Realität und Traum werden miteinander verwoben. Auf der Suche nach sich selbst wird F. mit seinem Dämon, dem Biest in seinem Inneren konfrontiert: »Ein Biest lebt in deinem Haus/Du schließt es ein, es bricht aus. Es kommt durch jede Tür/es wohnt bei dir und bei mir«. (Das zweite Gesicht).
Die wunderbare Band, bestehend aus Keyboard, Bass, Schlagzeug und drei Streichern, ließ in Kombination mit den Gesangs- und Tanzeinlagen des Ensembles aus den Songs von Peter Fox etwas neues Ganzes entstehen. Die Schauspieler spielten und sangen bei der Uraufführung ihre anfängliche Nervosität im Nu weg. Am Ende sangen Schauspieler und Publikum zusammen »Schüttel deinen Speck«.Eine gelungene Adaption und ein schöner Abend, an dem klar wurde, dass das Biest in uns allen ein Teil des großen Biests um uns herum ist.
rb
Neuköllner Oper, Karl-Marx-Str. 131-133; Termine im Dezember siehe Terminseite.