Bock auf Rock
Als ich Felix darum bat, mit mir zum »Globetrotter« nach Steglitz zu fahren, wusste ich noch nicht, was für ein Einkaufserlebnis auf uns wartete. Ich wollte nur meine bestellten Gummistiefel abholen und eben noch wegen einer Reklamation zu »Fielmann«, der in der Schloßstraße eine große Filiale hat. Steglitz ist eigentlich nicht mein Einkaufsbereich, es ist viel zu weit von Neukölln entfernt. Es gibt aber nur eine »Globetrotter«-Filiale in Berlin und die ist eben in der Schloßstraße.Die Gummistiefel waren schnell erledigt. Die richtige Größe war da und schick sind sie. Weiter ging es zu »Fielmann«. Auch hier lief alles wie erwartet. Schnell waren wir uns einig und das Brillenproblem war gelöst.
Nun wurde es aber Zeit für einen Kaffee. Vor einem Café sahen wir Tische und Stühle und nutzten die Gelegenheit. In Ruhe konnte ich die Steglitzerinnen betrachten. Eine völlig neue Welt eröffnete sich mir. Meist gut gekleidete und sehr gepflegte Damen liefen mit ihren Einkaufstaschen Schaufenster betrachtend durch die Straße. Der Bäcker, der ein 500-Gramm Brot für fünf Euro verkaufte, hatte gut zu tun. In Neukölln gibt es kein Brot in der Preisklasse, es würde auch keine Kunden finden.
Mir fiel auf, dass viele der Damen mit »Basler«-Tüten flanierten. Ich sagte zu Felix: »Den Laden müssen wir unbedingt aufsuchen. Die Damen haben bestimmt einen Grund, dort einzukaufen. Außerdem habe ich das Geschäft schon entdeckt, es liegt auf unserem Weg.« Felix murmelte so etwas wie »keine Zeit«, folgte mir aber ohne Knurren.
Im »Basler« wurde ich sofort fündig. Die Bluse meines Geschmacks hing verführerisch auf dem Kleiderbügel. Beim Anprobieren reichte mir die Verkäuferin gleich noch einen Rock in die Garderobe, denn ich trug ein Kleid. Als ich mich zeigte, war Felix hin und weg. Ihm gefiel das Ensemble, der Verkäuferin auch. Nur ich hatte noch so meinen Zweifel an dem Rock. Er kam mir zu lang vor, aber nach längerem Betrachten konnte ich mich mit ihm anfreunden. Keine Frage, die Bluse war gekauft, aber der Rock? Außerdem sprengte er meinen finanziellen Rahmen. Da kam mir die Verkäuferin zu Felix gewandt zu Hilfe: »Den Rock müssen Sie bezahlen, er gefällt Ihnen doch so gut. Ihre Frau ist zwar nicht begeistert, Sie allerdings umso mehr.« Felix, sonst um eine Antwort nie verlegen, schwieg und zahlte.