Caesar und Cleopatra in Hollywood, Shakespeare läßt grüßen

Neue Theaterproduktion im »Hotel Rixdorf«

Auch lange vor Angelina Jolie und Brad Pitt gab es berühmte Schauspielerpaare, deren Liebesleben die Boulevardpresse auf der ganzen Welt beschäftigte. Legendär waren Elizabeth Taylor und Richard Burton. Sie lernten sich bei den Dreharbeiten zu „Cleopatra“ kennen und führten eine heiße Liebesbeziehung, die vom Vatikan und konservativen amerikanischen Politikern heftig kritisiert wurde, da beide noch verheiratet waren. Burton und Taylor waren großartige Schauspieler, die in ihrem späteren Leben aber große Probleme mit dem Alkohohl hatten.

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Cäsar und Cleopatra.                                                                                                                                      Foto: Ulrike Eickers

Deren Leben, aber auch Shakespeare und Beckett dienten dem Regisseur, Schauspieler und Leiter des Theaters »Hotel Rixdorf«, Artur Albrecht, als Inspiration für sein neues Theaterstück »Caesar & Cleopatra«, das am 29. Oktober Premiere hatte.Es begann mit einem sehr gekonnten Rückgriff auf Samuel Becketts »Warten auf Godot«: der alte Burton schlurft herein und setzt sich auf eine harte Holzbank. Kurz darauf kommt die mächtig gealterte Elizabeth Taylor und setzt sich zu ihm. Die beiden haben sich nichts mehr zu sagen. Sie schweigen. Zwischendurch greift Burton heimlich zu seinem Flachmann und verschwindet auf der Toilette, um sich zu übergeben. Tristesse pur, aber dank der großartigen Schauspieler Artur Albrecht und Regina Neuwald auch sehr komisch.
Die beiden verschwinden und auf dem Fernseher auf der Bühne ist ein Video mit Reinhold Steinles Probenarbeit für seine Rolle als Brutus zu sehen.
Verjüngt und voller Elan kommen Burton und Taylor wieder auf die Bühne. Bereit für ihre Rollen als Caesar und Cleopatra.
Davor bringt noch die Regieassistenz, souverän gespielt von Edita Bermel, das nötige Zubehör. Albrechts Burton spricht breites Englisch mit deutschem Akzent, Regina Neuwald als Elizabeth Taylor gibt sich etwas feiner. Die Karaffe Wein auf dem Tischchen wird in kürzester Zeit geleert. Nachdem sie ihre Filmtakes zur Zufriedenheit der Regie aufgenommen haben, verschwinden sie hinter dem Vorhang. Dann gibt es kein Halten mehr. Hinter der Bühne fallen sie übereinander her. Das Liebesspiel wird aber jäh unterbrochen durch den Auftritt von Brutus, gespielt von Reinhold Steinle. Er bedient sich der römischen Legion, exemplarisch dargestellt durch Angelika Dufft, um Cäsar zu verfolgen.

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Die römische Legion.                                                                                                                                      Foto: Ulrike Eickers

Mit der Galeere steuern sie Ägypten an. Sie verschwinden im Keller und sind nun per Video zu sehen. Mit einfachsten Mitteln, aber äußerst komisch wird die Galeerenfahrt gezeigt. Die völlig erschöpfte Angelika Duft erscheint wieder auf der Bühne und verkündet die Pause.
Mit einem Bad von Cleopatra in Eselsmilch beginnt der zweite Teil. Caesar ist völlig verhüllt und kriecht auf dem Boden. Diese Idylle wird aber plötzlich gestört von Brutus und der römischen Legion. Es kommt zum entscheidenden Kampf hinter der Bühne. Die Schreie überlassen es der Vorstellung des Zuhörers, was dort passiert. Brutus kommt zurück mit einem blutigen Baseballschläger. Zum Wohle Roms und seiner Bürger hat er Cäsar und Cleopatra getötet. Mit einer Rede zum deutschen Volk, die auch von Shakespeare sein könnte, endet das Stück.
Albrecht ist ein sehr amüsantes Stück mit vielen Wendungen gelungen. Allerdings hätte es durchaus mehr Beckett sein können. Zu schnell war der Sprung zu Burtons und Taylors Hollywood-Tagen. Die waren aber sehr unterhaltsam. Albrecht im römischen Lederrock und Regina Neuwald als aufreizende Kleopatra überzeugten in ihrem Spiel zwischen Suff und ekstatischer Liebe.
Nicht zu vergessen die technische Leitung von Werner Helmholtz und die Musik vom »Compositore« Giancarlo Ragusi.

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Hotel Rixdorf, Böhmische Straße 46, 12055 Berlin
Weitere Vorstellungen: 5. und 12. November, jeweils 20 Uhr.