Von Verlusten und Zugewinnen

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Eine Neuköllner Wahlnachlese

Die Gewinner der Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus sind in Neukölln die Linke und die AfD. Alle übrigen Parteien mussten teils herbe Verluste hinnehmen.
Den größten Zuwachs konnte die Linke in den drei nördlichen Wahlkreisen erzielen. Insgesamt erreichte sie bei den Zweitstimmen 13,9 Prozent, das ist ein Zuwachs von 7,9 Prozent gegenüber der Wahl von 2011. Die AfD punktete besonders in den südlichen Bezirken. Im Wahlkreis 6 (Gropiusstadt) erreichte sie mit 20,2 Prozent den höchsten Wert, im Gesamtbezirk kam sie auf 13,7 Prozent der Stimmen.Bei den Grünen hielt sich der Verlust mit einem Minus von 1,7 Prozent in Grenzen. Mit insgesamt 16,2 Prozent der Stimmen bleiben sie drittstärkste Kraft. Auch sie sind besonders im Norden stark, wo Anja Kofbinger und Susanna Kahlefeld ihre Direktmandate mit jeweils über 30 Prozent souverän verteidigten.
Den größten Stimmenverlust musste die CDU verkraften. Nur noch 17,8 Prozent der Wähler gaben ihr die Stimme, das sind 8,8 Prozent weniger als 2011. Robbin Juhnke und Hans-Christ­ian Hausmann konnten ihre Wahlkreise in Buckow mit 30 und Rudow mit 33,9 Prozent verteidigen, mussten im Vergleich zur letzten Wahl aber auch deutliche Verluste hinnehmen.
Federn lassen musste auch die SPD. Sie verlor 4,1 Prozent, bleibt mit 23,3 Prozent aber stärkste Partei. Als Direktkandidaten waren Joschka Langenbrinck mit 27,3, Derya Caglar mit 30,7 und Karin Korte mit 32,9 Prozent erfolgreich. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass alle Direktkandidaten der SPD rund vier Prozent mehr Stimmen erhielten, als Zweitstimmen auf die Partei entfielen. 
Im Rathaus Neukölln wird sich nach den Kommunalwahlen einiges ändern. Die SPD mit Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey an der Spitze bleibt mit 30,4 Prozent stärk­ste Kraft. Im Vergleich zum Ergebnis ihres Vorgängers Heinz Buschkowsky büßt sie aber rund zwölf Prozent ein und erreicht damit nur noch 19 Sitze in der Bezirksverordnetenversammlung. Trotzdem ist das nach Spandau das zweitbeste Bezirksergebnis und liegt auch deutlich über dem Landesdurchschnitt.sitze_bvv_zeichnung_2

Sitze in der BVV.                                                                                                                                                                               JRAAB

Außerdem liegt die SPD damit immer noch 14 Prozent vor der zweitstärksten Partei im Bezirk, der CDU, die einen Verlust von vier Prozent gegenüber der letzten Bezirkswahl erlitt.
Auch für Giffey ist es ein respektables Ergebnis, hatte sie doch nur anderthalb Jahre Zeit, sich als Bürgermeisterin zu profilieren. Als sich Buschkowsky 1992 in einer ähnlichen Situation befand, weil er Frank Bielka gefolgt war, verlor er seinen Posten an die CDU. Es dauerte fünf Wahlperioden, bis zum Ergebnis von über 42 Prozent.
Die eigentlichen Gewinner sind die Linken, die 7,5 Prozent zulegten und ihr Ergebnis von 2011 auf insgesamt 12,2 Prozent mehr als verdoppeln konnten, die Grünen, die 1,4 Prozent hinzugewannen und jetzt bei 14,9 Prozent stehen und die AfD, die aus dem Stand heraus 12,7 Prozent der Stimmen für sich vereinnahmte und damit acht Sitze beanspruchen kann. Neu hinzu kommen auch zwei Delegierte der FDP. Piraten sind nicht mehr vertreten.
Auch die fünf Stadtratsposten müssen neu verteilt werden. Die SPD wird einen ihrer bisher drei Stadträte an die AfD abtreten müssen.

mr