Glücklich Aufessen im Rest-aurant

Nachhaltig geschmackvoll ernähren

Wir Bundesbürger werfen angeblich 313 Kilo Lebensmittel weg – pro Sekunde! Wie können wir vernünftiger mit Nahrungsressourcen umge­hen, bewusster konsumieren, weniger verschwenden? Der Non-profit-Verein »Restlos glücklich e.V.« hat das Ziel, dass wir Lebensmittel wieder mehr wertschätzen – und die Welt so ein bisschen besser machen.

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Wegschmeißen war gestern. Foto: hlb

Die etwa 60 vorwiegend ehrenamtlichen Helfer und Mitglieder kochen mit Überschüssen. Obst und Gemüse außerhalb der Norm, Schokolade mit Verpackungsfehlern, auf Proben unausgetrunkene Weine oder Flaschen mit verrutschten Etiketten, Saisonartikel, Fehllieferungen oder nur noch begrenzt Haltbares – solch schwer verkäufliche Lebensmittel werden bei »Restlos glücklich« zu schmackhaften, gesunden Gerichten. Der Verein bietet Kochkurse und Workshops für mehr Lebensmittelbewusstsein an, macht Ernteausflüge zu Bauernhöfen – und betreibt ein über Crowdfunding finanziertes Lokal in der Kienitzer Straße, wo zuletzt »Maneeya« und »UnterTitel« zu Tisch luden.
Vereinsvorsitzende und Bildungsmanagerin Leoni Beckmann sieht das »Restlos glücklich« als Awareness-Restaurant, wo die Gäste beim Gaumenschmaus nebenbei noch was lernen. Die Idee kommt an: »Bei uns essen alle auf.« Heißt auch: Wenn aufgegessen (und -getrunken) ist, gibt’s nichts mehr – daher zeitig kommen und am besten (für 18 oder 20 Uhr, online oder vor Ort) reservieren.
Der Lausitzer Daniel Roick kocht die vorwiegend vegetarischen Gerichte der täglich wechselnden Karte mit durchaus kulinarischem Anspruch. Da er erst morgens weiß, welche Zutaten an diesem Tag zur Verfügung stehen, ist bei der Menüentwicklung Kreativität gefragt. Gemüsegulasch mit Thymiantalern, Bananen-Aprikosen-Chutney oder Brotmuffins beweisen, dass überreifes Obst und hartes Brot durchaus noch zu Leckerbissen werden können und nicht mufflig schmecken müssen.
Die Lebensmittel, mit denen Roick kocht, werden aktuell von »denn’s«-Bio-Supermärk­ten, Großhändlern und kleineren Produzenten gespendet. Nur Weniges wie Öl, Gewürze oder Mehl wird hinzugekauft. Mittwochs und donnerstags stehen meist drei bis vier einfache Gerichte ab fünf Euro, am Wochenende Drei-Gänge-Menüs für um die 20 Euro auf der Tafel.
Die Atmosphäre im »Restlos glücklich« ist privat, die Einrichtung WG-artig leger und die Begeisterung für die Sache und über den Teamgeist ist spürbar. Erfolge des Vereins sind neben der Nominierung für den Bundespreis »Zu gut für die Tonne« 2016 und dem Gewinn des »Yooweedoo Changemaker«-Ideenwettbewerbs, das große mediale Echo für sein Konzept, das sicher viele Nachahmer finden wird.

hlb
Restlos glücklich
Kienitzer Str. 22,
Mi. – Sa. 18 – 22:30 Uhr, www.restlos-gluecklich.berlin