Wie kann jeder einzelne fair konsumieren?
Wer Fluchtursachen bekämpfen will, muss dafür sorgen, dass die Produzenten in den Herkunftsländern eine ausreichende und faire Entlohnung für ihre Produkte erhalten. Fairer Handel (Fair Trade) trägt dazu bei, dass Produzenten in Entwicklungsländern eine angemessene Bezahlung für ihre Arbeit bekommen, ihre Arbeits- und Lebensbedingungen verbessert werden, dass Kinderarbeit verboten ist und dass schonend mit den Ressourcen der Umwelt umgegangen wird. Die Käufer müssen im Gegenzug bereit sein, einen fairen Preis für diese Produkte zu zahlen und sich bewusst machen, dass Billigware zu Lasten der Menschen vor Ort hergestellt wird.
Wie jeder einzelne dazu beitragen kann, mit seiner Kaufentscheidung den Fairen Handel zu fördern, war das Thema des Kiezgesprächs, zu dem die Grünen am 23. August ins »Café Prachtwerk« geladen hatten.
Fair erzeugte und gehandelte Produkte finden sich längst nicht mehr nur in den sogenannten Weltläden, sondern auch in Naturkostläden, Bio-Märkten, konventionellen Supermärkten und Discountern. In Neukölln gibt es 23 Läden und Initiativen, die fair gehandelte Produkte anbieten. Die seien allerdings viel zu wenig miteinander vernetzt und auch zu wenig in der breiten Öffentlichkeit bekannt, beklagte Nadia Massi. Gründerin der »Bioase44«.
In Tempelhof-Schöneberg ist man da schon ein Stückchen weiter, berichtete Rainer Penk, Sprecher für Wirtschaft in der dortigen Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Der Bezirk darf sich nämlich seit August »Fair Trade Town« nennen und ist damit nach Mitte, Charlottenburg-Wilmersdorf und Pankow der vierte Bezirk in Berlin, der dieses Siegel erworben hat. Der Titel und das Siegel werden von »TransFair«, dem Verein zur Förderung des fairen Handels mit der sogenannten Dritten Welt, vergeben.
»Um das Fair-Trade-Town-Siegel zu erhalten, muss ein detaillierter Kriterien-Katalog erfüllt werden«, erklärte Penk. Dazu gehöre, dass in Vereinen, Schulen, Kirchen, Betrieben und natürlich in der öffentlichen Verwaltung über den Umgang mit den natürlichen Ressourcen und den fairen Handel nachgedacht wird. Außerdem müsse es einen Beschluss in der BVV geben.
Auf diese Weise könne der Bezirk mit gutem Beispiel vorangehen und Denkprozesse anstoßen. Denn jeder Verbraucher, der hier in einem Geschäft zu Fair-Trade-Produkten greift, leiste seinen Anteil daran, dass sich in den armen Ländern die Lage der Kleinbauern oder Tagelöhner verbessern kann.
Auf die BVV Neukölln könnte hier eine interessante Aufgabe warten.
mr