Knappe Kassen verhindern große Sprünge

Diskussionen um Fahrradwege

Besonders in Norden Neuköllns ist bei der Fahrradinfrastruktur noch Luft nach oben. Das wurde deutlich bei der Diskussionsveranstaltung »Neukölln fährt Rad« am 6. Juli im Rathaus. »Wir wissen, dass nicht alles gut ist, aber Radverkehr ist nur ein Thema neben vielen anderen«, sagte Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey, die sich zusammen mit Baustadtrat Thomas Blesing den Fragen der zahlreich erschienenen Radfahrer stellte.

Radfahren
Radfahrer im Gespräch mit Neuköllner Politikern.                                                                               Foto: mr

Besonders an den Hauptdurchgangsstraßen fehlt es an Radstreifen. Die Radfahrer fühlen sich bedrängt von viel zu nah an ihnen vorbeirauschenden Autos. Die Nebenstraßen eignen sich häufig nicht als Ausweichmöglichkeit, da das dort vielfach verbaute Kopfsteinpflaster zum Radfahren denkbar ungeeignet ist. Eine Nord-Süd-Durchquerungsmöglichkeit auf Nebenstrecken fehlt vollständig. Das waren nur einige der vorgetragenen Kritikpunkte seitens des Publikums. Gefordert wurde auch, den Autoverkehr insgesamt zurückzudrängen und beispielsweise die Karl-Marx-Straße in Teilen für den Autoverkehr zu sperren.Seit 2007 seien rund sieben Millionen Euro in den Ausbau von Radwegen investiert worden, verkündete Blesing, der gemeinsam mit Wieland Voskamp, dem Leiter des Straßen- und Grünflächenamts, einen Überblick über die seitdem in Neukölln umgesetzten Radinfrastrukturmaßnahmen gab. Da der größte Teil der Investitionen dem Süden Neuköllns zugute gekommen sei, werde der Blick zukünftig vorzugsweise auf den Norden gerichtet. Allerdings sei die Ausgangslage dort vergleichsweise schwieriger, weil die Straßen schmaler seien.
Daher gehe es hier vorzugsweise darum, Teile der Straßen zu asphaltieren. Als Beispiel nannte Voskamp die Braunschweiger- und die Herrfurthstraße, wo ein Asphaltstreifen in der Fahrbahnmitte den Komfort für Radfahrer erheblich verbessert habe.
Einer Sperrung der Karl-Marx-Straße erteilte Blesing eine Absage. Das sei gegenüber dem Senat nicht durchzusetzen, da diese Straße zu den drei großen Nord-Süd-Querungen des Bezirks gehöre. Ohnehin würden die Autos, die aus einer Straße verbannt werden, in den Nebenstraßen wieder auftauchen, weil Autofahrer nicht ohne weiteres auf ihr Fahrzeug verzichten. Im Zuge des Straßenumbaus wird hier aber zu beiden Seiten ein Radstreifen angelegt. Bis der fertig ist, dauert es aber noch bis 2020.
»Ich kann nicht versprechen, dass wir alle Ihre Wünsche erfüllen können«, sagte Giffey, denn solange 76 Prozent der Haushaltsmittel für Soziales ausgegeben werden müssen, seien in anderen Bereichen keine großen Sprünge möglich. Um Wege zu finden, allen Verkehrsteilnehmern gerecht zu werden, lud sie zu weiteren Gesprächen ein. Als erste Maßnahme soll daher der bezirkliche »FahrRat«, ein konsultatives Gremium, das den Bezirk in Radverkehrsangelegenheiten berät, wieder neu eingerichtet werden.

mr