Rückenwind für Flüchtlinge

Drahtesel für Freiheit ohne Fremdfinanzierung

Mit Schwung und guter Laune ist selbst das Unmögliche zu stemmen. Das bewies der »Rückenwind e.V.«, als er sich im September vergangenen Jahres gründete.

Rückenwind
Anja Kofbinger lobt die aufgeräumte Werkstatt.                                                                                                   Foto:fh

Als die Vielzahl der Flüchtlinge in der Stadt ein noch nie gesehenes bürgerliches Engagement hervorrief, überlegten sich die befreundeten Studenten, die Flüchtlinge mobil zu machen. Sie entwickelten die Idee, eine Fahrradwerkstatt für Flüchtlinge einzurichten. In der Lenaustraße 3 sind sie fündig geworden.
Mit viel Liebe richteten sie die Räumlichkeiten ein. Das Werkzeug hängt an den Wänden, Schattenbilder verweisen an den richtigen Platz. Denn eine Fahrradwerkstatt ohne penible Ordnung wäre in kurzer Zeit eine Rumpelkammer. Ein kleiner Schreibtisch ist das Büro. Die Fahrräder erhält »Rückenwind e.V.« von Hausverwaltungen, aber auch von Berlinern, die ihren alten Drahtesel in der Lenaustraße abgeben.
Jeden Montag und Mittwoch können Flüchtlinge unter fachlicher Anleitung Fahrräder reparieren und dann behalten. An einem Aktionstag im Monat findet ganztägig ein Reparaturmarathon statt. Eine Schenkungsurkunde garantiert dem Flüchtling, dass das Rad nicht geklaut worden ist. Das Projekt hat durchweg eine solch hohe Anerkennung erhalten, dass imer mehr Spender die Arbeit von »Rückenwind e.V.« unterstützen. Hinzu kamen Preise, die die engagierten Studenten gewannen, so dass die Anschubfinanzierung gewährleistet war. Inzwischen arbeiten viele Fahrradmonteure ehrenamtlich mit.
Die engagierten Studenten wollen aber mehr. Ihr Plan ist es, von Fremdfinanzierung unabhängig zu werden. Im Idealfall kommen die Flüchtlinge in die Werkstatt zurück und helfen, weitere Räder zu reparieren, die dann verkauft werden sollen. Damit wäre gleichzeitig eine schnellere Integration der Flüchtlinge zu erreichen.
Doch im Moment fehlt es noch an wichtigem Fahrradzubehör. Auch wenn es viele Radler ablehnen – Licht im Dunkeln kann Leben retten. An Fahrradlichtausstattungen mangelt es allerdings noch. Was ebenfalls unentbehrlich ist, damit ein Flüchtling lange Freude an seinem Fahrrad hat, ist ein Schloss. Über Spenden freut sich der Verein daher.
Viele Asylsuchende haben noch keinerlei Erfahrung mit dem Berliner Großstadtverkehr.Daran arbeitet der Verein auch und ist auf der Suche nach Fahrradkursen, durch die die Flüchtlinge sich sicher durch den Berliner Verkehr zu schlängeln lernen. 

ro