Feierliche Einweihung der Kindl-Treppe
Feierliche Eröffnung einer Treppe? Das klingt doch etwas merkwürdig. Während anderswo in Deutschland Politiker ein Bändchen durchschneiden, wenn ein Stück Autobahn eröffnet wird, lässt es sich Bezirksbürgermeistern Franziska Giffey nicht nehmen, eine Treppe zu eröffnen.
Die »Kindl-Treppe«, die die Neckar-/Isarstraße mit dem Kindl-Gelände verbindet, ist etwas ganz Besonderes. Auf dem Kindl-Gelände entsteht ein großes Kulturzentrum, das auf diesem Weg leicht zu erreichen ist. Durch den Aufzug neben der Treppe gibt es nun auch einen barrierefreien Zugang für Rollstuhlfahrer, Gehbehinderte, Radfahrer und Kinderwagen zu den vielen Läden und Kneipen in der Boddin- und Karl-Marx-Straße, zum Rathaus, zu den Neukölln Arkaden und natürlich zum neuen Kulturzentrum auf dem Kindl-Gelände.In den nächsten drei Jahren stellt die Stiftung »Edith Maryon« 600.000 Euro zur Verfügung für die künstlerische Gestaltung des Aufgangs und der angrenzenden Betonwände. Die Schweizer Stiftung, die sich der Förderung sozialer Wohn- und Arbeitsstätten verschrieben hat, ist die neue Eigentümerin eines großen Teils des Kindl-Areals.
Drei Entwürfe für die Treppengestaltung lagen der Jury vor. Schließlich entschied sie sich für die Design-Idee der beiden Künstler Nicolas Freitag und Anja Röhling. Deren Projekt »Meine Welt« steht für Interaktion und Vielfalt, wodurch jederzeit Änderungen möglich und erwünscht sind.
Zur feierlichen Eröffnung am 21. Mai kam nicht nur die Bezirksbürgermeisterin, sondern auch Jochen Lang von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt. Franziska Giffey, die viel zu Fuß unterwegs ist, freute sich über den neuen kurzen Weg zum Rathaus. Lang, der als Student in Neukölln wohnte, hätte sich schon damals eine solche Stiege gewünscht. Beide betonten außerdem die wichtige Rolle der Treppe als Symbol der Vernetzung.
Ein umfangreiches Kulturprogramm mit über 100 Künstlern begleitete die Eröffnung. Bei strahlendem Sonnenschein genossen die Besucher Weltmusik von Arnaldo Prete, dem afrikanischen Sänger Omar Diop und seiner Band »Tiliboo Afrobeat«, latinolastige Grooves von »Sarabande Berlin«, Flamenco und Jazz von »Azuleo«, sowie Puppentheater und sinfonische Blasmusik der »Zentralkapelle«. Auf dem weitläufigen Gelände konnten sie zwischen allerlei Essensständen und diversen Infoständen flanieren. Außerdem gab es viele Mitmachaktionen für Kinder.
Für die Neuköllner Bevölkerung war das auf jeden Fall unterhaltsamer und erfreulicher, als die Eröffnung eines neuen Autobahnabschnitts.
pschl