Gospel, Jazz und Orientalisches im »Zitronencafé«
»Wer glaubt hier an die Bibel?« fragte der Sänger und Entertainer Ben Mayson das Publikum im »Zitronencafé« im Körnerpark. Gerade mal zwei Hände gingen hoch. Kein Wunder bei dem, was so alles im Alten Testament steht: Methusalem wurde 900 Jahre alt, Joshua brachte mit seiner Posaune die Mauern von Jericho zum Einsturz, Jona lebte in einem Wal und ähnliche Geschichten. Dazu paßte George Gershwins Song »It ain’t necessarily so« (das ist nicht zwangsläufig so). Allerdings beziehen sich viele Gospelsongs auf das Alte Testament, von dem die Texte inspiriert sind. Mayson erweckte die Songs mit seiner markanten Stimme zum Leben, moderierte gewitzt und charmant, griff mal zur Posaune, dann wieder zur Perkussion und ahmte mit seiner Stimme gekonnt den Kontrabass nach. Begleitet wurde er souverän von den beiden Berliner Jazzern, Helmut Fosthoff am Altsaxofon und Matthias Hessel am Klavier. Auch als Solisten kamen die beiden Musiker von »The Berlin Jazz Company« bestens zur Geltung.
Das Konzert am 14. Februar begeisterte das zahlreich erschienene Publikum, das so dem grauen Winterwetter entfliehen konnte und gemütlich den Klängen des Gospel- und Jazztrios lauschen konnte.
Von indischer Musik beeinflußte Klänge gab es am Sonntag davor von der Band »Tabla Scoop« zu hören. Extra aus Leipzig angereist, präsentierten die Musiker Andy Großkopf an Saxofon, Flöte und Didgeridoo und Syed Mostofa Jahangir an den Tablas eine höchst eigenwillige Musik, die vor allem vom gekonnten und treibenden Tablaspiel von Jahangir lebte. Dies verzahnte sich geschickt mit den ausladenden Klängen von Großkopf.
Am 21. Februar schickte das »Trio Morgenland« die Zuhörer auf eine Reise in den Orient. Klänge aus der Türkei, dem arabischen Raum und Indien mischten sich perfekt mit modernen Jazzarrangements. Hub Hildenbrand pendelte zwischen filigranen Gitarrenklängen und kräftiger Akkordbegleitung. Auch Denis Stilke schöpfte die dynamsiche Breite seines Schlagzeugs voll aus: stets rhythmisch präzise steigerte er sich von sanfter Begleitung zu perkussiven Eruptionen. Auf diesem Klanggebäude entfaltete der Saxofonist und Klarinettist Mesut Lekesiz Melodien von verblüffender Schönheit, die ihm als Ausgangspunkt zu ausgedehnten Improvisationen dienten.
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