Auseinandersetzung mit der Erinnerung
Eine ungewöhnliche und sehr persönliche Ausstellung ist derzeit im »Museum Neukölln« zu sehen. Die Hamburger Künstlerin Dorothea Koch setzt sich darin vier Jahre nach dem Tod ihrer Mutter mit deren Haus und all den zurückgelassenen Utensilien auseinander, die ihre Mutter und sie selbst ein Leben lang begleitet haben.
Zu sehen sind Dinge, die einen kleinen Eindruck vom bescheidenen Leben der Mutter in dem Haus im Britzer Haselsteig vermitteln: Besteck, Porzellanfigürchen, ein alter Sessel, sogar uralte Rechnungen über den Kauf eines Bettes oder einer Couchgarnitur.
»Irgendwie zieht man nie ganz aus, man weiß immer, wo Mutter die Gabeln hin getan hat, und überall findet man auch die eigenen Spuren«, sagte Bildungsstadtrat Jan Christopher Rämer bei der Aus- stellungseröffnung am 22. Januar. Aber bei diesem Prozess der Aufl- ösung lerne man einen Menschen noch einmal ganz neu kennen, sagte er weiter. Er lobte die Künstlerin für ihren Mut, ihre persönliche Auseinandersetzung mit dem Abschiednehmen und der Endlichkeit des Lebens öffentlich zu zeigen und damit beizutragen zur Enttabui-sierung des Todes.
»Das Haus und die Dinge, die sich in ihm befinden, bewahren die eigenen Erinnerungen und die Erinnerungen an die, die nicht mehr leben«, sagte Museumleiter Udo Gösswald.
Und so kommt dem Museumsbesucher beim Betrachten all dieser alltäglichen Dinge, die einmal eine Funktion und eine Bedeutung hatten, unweigerlich der Gedanke, wie er selber mit diesem Abschied nach dem Abschied umgehen würde, wenn nach dem Tod eines Ange- hörigen entschieden werden muss, wohin mit all den persönlichen Gebrauchs- und Erinnerungsstücken, die diesem Menschen während seines Lebens einmal wichtig waren.
mr