Mit Schwung ins Alter

Dank Sylvia-Fee Wadehn treten Senioren verstärkt für ihre Interessen ein

Aus einem tiefen Schlaf hat sie den Rollberg wachgeküsst. Als Sylvia-Fee Wadehn 2011 in das Seniorenhaus in der Morusstraße 1 einzog, fand sie Bewohner in den 108 Wohneinheiten vor, die sich in einem tiefen Dornröschenschlaf befanden. Vereinzelt lebten sie nebeneinander, ohne Kontakt zueinander zu haben. Dabei haben sie eines gemein: Sie sind über 60 Jahre alt. Denn das ist die Voraus-setzung, in das Seniorenhaus der Wohnungsbaugesellschaft »Stadt und Land« einzuziehen. Zwei Jahre beobachtete und sondierte Wadehn, dann kam die SPD-lerin in Fahrt.

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Nicht immer einig mit dem Regierenden.                                                                                                           Foto: privat

Hier musste etwas geändert werden. Es gelang ihr, die Bewohner zusammenzubringen. Die Altmieter begannen, sich um die Neuan-kömmlinge zu kümmern, der Gemeinschaftsraum wurde wieder für Aktivitäten von der Weihnachtsfeier bis zum Lesekreis genutzt. Eine enge Zusammenarbeit mit dem »SchwuZ« entstand. Da ließen sich auch Prominente blicken.
Der damalige Bürgermeister Klaus Wowereit und der ehemalige Bausenator Michael Müller besuchten das Haus und hörten sich die Probleme der Mieter an. Mit dieser leichten Brise Rückenwind gelang es Sylvia-Fee Wadehn, einen ersten Helfer für die Büroarbeit einzustellen. Mit der Unterstützung von »Förderband e.V.« gelang es in kurzer Zeit, den Mitarbeiterstand auf sieben zu erhöhen.
Erst mal in Schwung gekommen, streckte Wadehn ihre Fühler Rich- tung Reuterkiez aus. In der Reuterstraße Ecke Pflügerstraße befindet sich ebenfalls ein Seniorenhaus, das auf Aktivitäten wartete. Inzwischen finden hier die Kulturtage im Reuterkiez mit Künstlern wie Bert Beel & Heike Valentin, Sigrid Grajek, um nur einige zu nennen, statt.
Bald wurde der Verein »MoRo« gegründet. Heute arbeitet Wadehn, wie es sich für eine Managerin gehört, 60 bis 70 Stunden in der Woche. Gut gelaunt berichtet sie über ihren Mitarbeiterstamm, der sich auf 25 tatkräftige Helfer erhöht hat. Sie bietet nunmehr im Rollberg- und Reuterkiez niederschwellige Pflegedienste an. Dazu gehören Arztbegleitungen, das Abholen von Rezepten und Medika-menten und andere kleinere Dienstleistungen für Hilfsbedürftige.
Im Gespräch weist sie darauf hin, dass die Senioren heute sehr gut miteinander vernetzt sind. Es gibt Treffen mit der Spandauer Bürgerinitiative »Reiches Deutschland – Arme RentnerInnen« und den Senioren vom Hansa-Ufer 5. Alle diese Senioren treten für bezahlbare Mieten ein und erwarten Gehör von der Politik, denn »wenn Politiker heute über Senioren reden, meinen sie Pflegeheime und Pflegestufen und nicht Senioren, die etwas vom Leben erwarten«, so Wadehn. Bei diesem Elan sollten sich die Berliner Politiker warm anziehen, denn in diesen Senioren steckt eine enorme Kraft.

ro