Im Erzählcafé

Plaudereien aus dem Nähkästchen

Erzählcafe
Eva Willig (Mitte) erzählt aus ihrem Leben.                                                                                                               Foto: ro

»Eine Verbeamtung anzunehmen war in den 70er und 80er Jahren verpönt. Ein solcher Status nahm den Menschen die Freiheit zu demonstrieren und wurde als eine Art staatlicher Zwangsjacke empfunden.« So erzählt Eva Willig aus ihrer Lebensgeschichte im »Leuchtturm«. Und wie groß die Enttäuschung war, als sie feststellen musste, dass gute Bildung nicht vor Hartz IV schützt, denn in den 60er Jahren wurde den Bürgern suggeriert, dass Bildung alles sei, um später eine gute Rente zu erhalten. Da fühlt sie sich vom Staat ver- schaukelt.Die 1948 geborene Neuköllnerin aus Gera berichtet von der Flucht aus der DDR über Berlin nach Nürnberg, und dann zog sie nach Neukölln. Seit 38 Jahren wohnt sie nun in derselben Wohnung.
Als sie über ihre kurze Zeit in Bielefeld Ende der 60er berichtet, mischt sich das Publikum ein. »Ich habe zu der Zeit auch da gewohnt, war das schrecklich«, so eine Besucherin. Zwei weitere Damen melden sich zu Wort. Sie haben zu ebendieser Zeit auch dort gelebt. Sofort erhielten alle Bielefeld-Unkundigen eine genaue Beschreibung über den Ort. Zerbombt war er, und Dr. Oetker ist eigentlich Bielefeld. Eines war klar: In Bielefeld konnten sie nicht leben, heute sind sie alle Neuköllnerinnen.
Das Besondere am Erzählcafé, das alle zwei Wochen stattfindet, ist, dass das Publikum miterzählen darf. So lernen sich Nachbarn kennen. 

ro
Erzählcafé im »Leuchtturm«: 12.11 und 26.11. um 16:00, Emser Straße 117