Kunst verändert den Blickwinkel
Spannung, die sich entlädt, die explodiert und dabei Neues entstehen lässt, das ist im weitesten Sinne die Thematik, mit der sich die beiden Neuköllner Künstlerinnen Cathérine Kuebel und Sabine Ammer befassen. »Beben« haben sie ihre Ausstellung genannt, die noch bis zum 1. November in der Galerie im Saalbau zu sehen ist.
Dabei ist der Begriff des »Bebens« sehr weit gespannt. In Ideenräumen beleuchten sie die verschiedenen Aspekte des Bebens. Den Mittelpunkt des hinteren Raumes bildet ein ziemlich naturgetreu gestaltetes Herz, dessen Pochen auch als Beben verstanden werden kann.
Der mittlere Raum heißt »Epizentrum«. Die Bilder hier zeigen das Spannungsverhältnis von Struktur und Dynamik. Über Landschaften und Architekturgebilde wurden wilde Strukturen in geradezu explodierender Farbenvielfalt gelegt. Das kontrastiert sehr schön mit den bleichen Skulpturen aus Seidenpapier, die von der Decke hängen. Hier ist aber nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint. Bei genauerem Hinsehen entdeckt man viele winzig kleine Personen, die einzeln oder in Gruppen in den Windungen der Skulptur angeordnet sind.
Den Endpunkt bildet der Phönix, der am Ende seines Lebens verbrennt und in leuchtenden Farben aus seiner Asche wieder neu ersteht. Daneben steht eine Wiege mit 450 winzigen Stoffpuppen, die entweder wie Treibgut durch ein Raster gefallen sind oder sich an Seilen in die Höhe hangeln.
Passend zum Anlass erlebten die Besucher bei der Ausstellungseröffnung ein reales Beben, ausgelöst durch eine Theaterprobe in den Räumen über der Galerie; sozusagen ein »Theaterprobenbeben«, das den ganzen Raum erzittern ließ.
mr