Fuchs Hermann im Interview mit Kiez und Kneipe Neukölln
Kiez und Kneipe: Lieber Fuchs, ich freue mich, dass Sie da sind. Stellen Sie sich doch bitte mal den Lesern vor.
H: Mein Name ist Hermann, meine Freunde nennen mich »H«, ich bin Fuchs und lebe seit 24 Jahren in Neukölln. Eigentlich komme ich ausm Tiergarten.
KuK: Was hat Sie dazu bewegt, nach Neukölln zu ziehen?
H: Die Loveparade ging mir total auf den Senkel. Ich hab in der Nähe der Goldelse gewohnt, es war nicht zu ertragen. Ich konnte weder schlafen noch im Park abhängen. Also bin ich in die Hasenheide abgehauen.
KuK: Leben Sie immer noch in der Hasenheide?
H: Nee, dieser Dopegeruch hat mich fix und foxi gemacht, dabei kann ich eigentlich ganz gut was vertragen, aber wir Füchse haben halt empfindliche Näschen, wenn Sie wissen, was ich meine. Ick hab nüscht mehr zwischen die Beißer- chen gekriegt, daher lebe ich jetzt im Körnerpark. Da ist mein Fuchsbau, außerdem wohnt meine derzeitige Freundin im Körnerkiez.
KuK: Halten Sie sich auch sonst am liebsten im Körnerkiez auf?
H: Zum Essen gehe ich auch ganz gern in den Schillerkiez, da gibt’s viel Bio-Kram, soll ja gesund sein, nich? Und meine Lieblingskneipen sind eher so im Reuterkiez, »Fuchs und Elster« und der ganze Schmu, den Laden haben die ja nach mir benannt. Wissen Sie sicher?
KuK: Nein, wusste ich nicht. Und lesen Sie die Kiez und Kneipe?
H: Ja, selbstverständlich, am liebsten Ihr Tagebuch, Frau Roß. (Hermann steckt sich eine Zigarette an. Er raucht die dunkelblauen Gitanes, die in der flachen Schachtel.)
Möchten Sie eine, Frau Roß?
KuK: Ich rauche eigentlich nur den halbschwarzen Van Nelle- Tabak, aber bei einer Gitanes werde selbst ich schwach. (Nimmt sich eine Gitanes.) Darf ich fragen, wovon Sie leben und wie ein typischer Tag in Ihrem Leben aussieht, Herr Hermann?
H: Sie dürfen mich »H« nennen. Ach, ich schlag mich so durch. Was natürlich einfacher ist, wenn das Gesetz einen nicht berühren kann. Was auch immer in Zukunft passiert zwischen uns Frau Roß, Sie werden mich nie anzeigen können. Für den Staat bin ich eine Sache.
KuK: Damit kann ich leben, keine Sorge!
H: Meine Tage verbringe ich mit Schachspielen auf dem Tempelhofer Feld, ich gehe gerne auf Punk-Konzerte und bin auch politisch aktiv in Neukölln.
KuK: Wie sieht das aus, wenn Sie politisch aktiv sind?
H: Das Übliche, Fuchsbau-Mieten, »Tempelhof bleibt!«. Refugees are very welcome in my Fuchsbau und ich bin Stammmitglied bei der »Freie Füchse Föderation«. Oh, und gegen Hundescheiße bin ich auch. Ich bin echt ein toleranter Fuchs, aber bei Hunden hört´s bei mir auf.
KuK: Okay. Zum Abschluss, Herr Hermann:Sie werden von nun an monatlich einen Beitrag in unserer Zeitung haben, möchten Sie dazu noch etwas sagen?
H: Der Beitrag, der ab nächsten Monat erscheint, heißt »Allein unter Menschen«. Wer mehr wissen will, muss dann wohl die Kiez und Kneipe lesen …
KuK: Ich bedanke mich für das Gespräch. bk