S.O.S. – Kunst rettet Welt

48 Stunden Neukölln ist den Kinderschuhen entwachsen

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Kunsteingang.Foto: Tobias Lehman

Jedes Jahr im Juni verwandelt sich Nord-Neukölln in eine riesige Kunst-meile. 48 Stunden lang können Be- sucher an öffent- lichen Plätzen, in Ateliers, Galerien und Privatwohnungen, in Höfen und in Parks in die freie Kunstszene Neuköllns eintauchen. Rund 300 Veranstaltungen werden in diesem Jahr vom 26. bis zum 29. Juni an 200 Orten stattfinden.
Entstanden ist das Kunst- und Kulturfestival »48 Stunden Neukölln« 1999 als Reaktion auf den zwei Jahre zuvor erschienenen Spiegel- artikel »Endstation Neukölln«. »Bereits die erste Veranstaltung erregte viel Aufmerksamkeit, weil man nicht glaubte, dass es in Neukölln Kultur gibt«, erzählt Martin Steffens, seit 2008 Leiter des Festivals.
Seitdem präsentiert sich Berlins bevölkerungsreichster Bezirk alljährlich als multikulturelle, vielseitige und tolerante Heimat einer blühenden Kunst- und Kulturszene.
Anfangs war bei dieser Aktion eher an ein Selbsthilfeprojekt vorwie- gend der Neuköllner Künstler gedacht, bei dem jeder mitmachen konnte, der seine Kunst in irgendeiner Form präsentieren wollte. Inzwischen kommen die Künstler aber längst nicht mehr nur aus Neukölln, sondern aus ganz Deutschland und auch aus dem Ausland. »Wir öffnen Neukölln, um Auseinandersetzungen weltweit anzu- stoßen«, sagt Martin Steffens.
Das führte allerdings dazu, dass 2010 an über 300 Orten rund 800 Einzelveranstaltungen stattfanden und das Festival an seiner eigenen Größe zu kollabieren drohte. Es sei überdies zu beliebig geworden, und die Qualität ließ zu wünschen übrig, sagt Steffens. Ohnehin sei es nicht ausreichend, eine reine Leistungsschau dessen zu bieten, was gerade so auf dem Markt sei, findet er.

Um »48 Stunden Neukölln« klarer zu strukturieren, hat sich die Leitung entschlossen, künftig die zahlreichen Angebote unter einem verbindlichen Thema zu bündeln und damit die Latte ein wenig höher zu legen. Das Projekt sollte zum Motto passen, »wir wollen eine Haltung sehen«, erklärt er. In diesem Jahr heißt das Motto »S.O.S. – Kunst rettet die Welt«.
Daneben gibt es noch das »junge Kunstfestival«, das 2014 ins Leben gerufen wurde, um auch Kinder und Jugendliche anzusprechen und sie mit Kunst in Kontakt zu bringen.
Dass manche ihre Türen öffnen ohne einen Bezug zum Thema zu haben und ohne im offiziellen Programm zu stehen, stört ihn trotzdem nicht. »Das bildet die kulturelle Vielfalt ab.«
»Wir sind nicht die autoritären Macher«. Das zu betonen ist Steffens sehr wichtig. Es ist das kreative Engagement aller Beteiligten, von dem das Festival lebt. Von ihnen kommen die Ideen, und auch die Organisation liegt in der Verantwortung der Teilnehmer, ein Künstlerfestival also, das wirklich in den Händen der Beteiligten ist. Auch für ihre Kosten kommen die Künstler und Helfer alleine auf oder kümmern sich selbst um entsprechende Förderung.
Das »Kulturnetzwerk Neukölln«, ein Verein aus über 40 Projekten und Institutionen, ist nur für die Koordination zuständig. Hier werden alle Aktivitäten rund um das Festival gebündelt und Kontakte hergestellt zwischen den Kunstschaffenden und denen, die den Raum dafür zur Verfügung stellen. Das Bezirksamt, das sowohl Mitbegründerin als auch Mitglied des Kulturnetzwerkes ist, sichert die Grundfinanzierung, die jedoch jährlich neu beantragt werden muss und abhängig ist von der fiskalpolitischen Lage. Diese Mittel dienen organisatorischen Belangen wie Werbemaßnahmen, der Eröffnungsfeier, der technischen Ausstattung und der Versicherung. 

mr/cal
http://www.48-stunden-neukoelln.de/