Schwerkranker Künstler von Räumung bedroht
Seit neun Jahren lebt der Musiker und Videokünstler Holger Grusdat, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Artus Unival in einer Ladenwohnung in der Neuköllner Schudomastraße. Wegen eines schweren Herzleidens kann er nicht mehr arbeiten und ist daher auf Hartz IV angewiesen. Jetzt hat ihm sein Vermieter fristlos gekündigt, weil das Jobcenter wegen einer Panne in der Zentrale die Miete zu spät überwiesen hat.
Dass er diesen Fehler nicht zu verantworten hat, hat ihm das Jobcenter schriftlich bestätigt. Den Vermieter beeindruckte das aber nicht, der hat inzwischen eine Anwaltskanzlei eingeschaltet und droht mit Räumung.
Anfang 2015 flatterte ihm schon einmal eine fristlose Kündigung auf den Tisch mit der Begründung, er habe sein Atelier mit Kiesel ausgelegt und ruiniere damit den Fußboden. Ein vorgeschobenes Argument, so Grusdat. »Der Fußboden besteht aus völlig heruntergekommenen Spanplatten.« Pikantes Detail dieser Kündigung: das Schreiben ging an die Adresse seiner früheren Wohnung, und er bekam es nur durch Zufall in die Hände.
Grusdat vermutet System hinter diesen Schikanen, zumal sie nicht nur ihn betreffen. »Die kleine Kneipe nebenan ist schon vergrault«, erzählt er. Er vermutet, dass die Läden schick saniert und dann teuer weiter vermietet werden sollen.
Dabei ist die Wohnung für ihn lebensnotwendig. Er braucht eine ebenerdige Behausung, Treppen steigen ist ihm wegen seiner schweren Erkrankung nicht möglich. Außerdem basieren die Mietkosten auf einem alten Mietvertrag und werden daher vom Jobcenter vollständig übernommen.
Eigentlich braucht Grusdat dringend eine Operation. Die hat er aber jetzt erst mal verschoben. Er will um seine Wohnung kämpfen
mr/ro