Die Vielfalt der Neuköllner Gastlichkeit
Sich als Zeitgenosse in einem Museum wiederzufinden, ist eher selten. Im »Museum Neukölln« ist aber genau das der Fall, denn in der neuen Ausstellung »Die sieben Tische« geht es um die Darstellung der Alltagskultur im heutigen Neukölln. Dafür hat das Museumsteam in Neuköllner Wohnungen gefilmt, während dort gekocht und mit Gästen gegessen wurde. Tische, Stühle und das Geschirr haben die Gastgeber anschließend dem Museum für die Dauer der Ausstellung bis zum 30. Dezember zur Verfügung gestellt.
Insgesamt sieben, in ganz unterschiedlicher Art gedeckte und dekorierte Tische sind dort aufgebaut. Dahinter hängen an der Wand die Porträts der Gastgeber. Auf Monitoren sind in einer Endlosschleife Filmsequenzen zu sehen, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten während des Essens gedreht wurden. »Die Bewirtung von Gästen ist auch ein Ausdruck von Zeitgeist und davon, wie sich soziale Beziehungen strukturieren«, sagte Museumsleiter Udo Gößwald. An den Speisen, der Dekoration und den Ritualen zeige sich dabei die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen der häuslichen Gastlichkeit.
Hauptauswahlkriterium bei den Gastgebern war, »dass diese Menschen gern und wiederholt Gäste zu sich nach Hause einladen, um für sie zu kochen«, sagte Gößwald weiter. Es wurde aber auch darauf geachtet, dass sowohl verschiedene Milieus repräsentiert, als auch die Mannigfaltigkeit kultureller Herkunft berücksichtigt wurde, von der die Bevölkerung Neuköllns geprägt ist.
Begleitend zur Ausstellung ist ein liebevoll und aufwändig gestalteter, reich bebilderter Katalog erschienen, in dem die Gastgeber ausführlich porträtiert und alle Rezepte der Abendessen zum Nachkochen beschrieben werden. Neben interessanten Artikeln zur Entwicklung der Gast- und Esskultur im Laufe der Jahrhunderte, werden hier auch aktuelle soziale Gast-Projekte im Bezirk vorgestellt wie das Weihnachtsessen für Obdachlose von Frank Zander. Schließlich werden auch neuere Trends und Initiativen der Nahrungsmittelerzeugung wie urbane Gartenprojekte aufgezeigt. Die Publikation kann vor Ort sowie im Online-Shop des Museums für 12,80 Euro erworben werden. mr