»Hupfdohlen im gleißendem Neonlicht«

»Takabanda« lässt das Wilde mit dem Zivilisierten tanzen

Wer am 17. April das Jazzkonzert von »Takabanda« in der Reihe »Jazzclub« im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt besuchte, erlebte vier Jazz-Individualisten und Komponisten, die es vermögen, ihre Einzigartigkeit in einem Ensemble zu bündeln. Das Resultat: das Publikum hörte moderne, originäre und intelligente Jazzmusik vom Feinsten, angereichert mit einer Fülle musikalischer Einfälle und schier endlosen Klangfarben.

Takabanda
Takabanda.                                                                                                                                                                                       Foto: mr

 Paolo Eleodori am Schlagzeug, Paul Schwingenschlögl an der Trompete, Jan von Klewitz am Saxophon und Akira Ando am Bass bewiesen sich darüber hinaus als exzellente Musiker, die es mit ihren solistischen Einlagen schafften, das Publikum immer wieder in Atem zu halten. Dabei paarte sich die bravouröse Technik der Musiker mit einem hochmusikalischen Stehvermögen, das Feinstjustierungen in den Tempi, dem dynamischen Spiel und den Phrasierungen erkennen ließ. Zu gut Deutsch: »Takabanda« ließ durchblicken, dass sie aus Freude am Klang musizieren und aus dem Vollen schöpfen, wenn es darum geht, Klangfiguren und Klangräume zu entwickeln.
Doch bei allen tonalen Ausflügen in fremde Kulturen spielt der Bodensatz in Berlin, wo die Musiker leben. Das verleiht dem facettenreichen Sound von »Takabanda« Authentizität. Nachhören lässt sich das in der Schwingenschlögl-Komposition »Hupfdohlen im gleißenden Neonlicht« ebenso wie im Titel »Lundi au Lit«, der mit einprägsamen Melodielinien zum Träumen einlädt. Des Weiteren auffällig: ein singendes, sonoriges Schlagzeug und ein Bass, der oscarverdächtige Nebenrollen spielt.
Fazit: Takabanda würdigt die Wurzeln von Jazz, lässt das Wilde mit dem Zivilisierten tanzen wie bei »Tartaros« und versteht es als innovatives Quartett mit Kompositionen wie »La Leggenda del Pescatore« (Paolo Eleodori), eine süße Melancholie mit einer Klangvielfalt und Klangtiefe zu erzeugen, wie sie sonst nur bei größeren Orchestern möglich scheint. Dafür gab es Riesenapplaus.

Stephanus Parmann