Gegen die Ruhestörer im Kiez

Ordnungsamt reißt Sitzbänke an Baumscheiben ab

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So darf‘s bleiben.Foto: mr

Baumscheiben vor der Haustür führen zu höchst unterschiedlichen Verhaltensweisen der Anwohner. Die einen ignorieren sie, andere nutzen sie als illegale Müllabladeplätze oder als Hundetoiletten. Wieder andere entdecken ihre Leidenschaft fürs Gärtnern und verwandeln das Stück Straßenland in ein hübsches Gärtchen.
Im Reuterkiez gab es vor einigen Jahren sogar einen Wettbewerb des Quartiersmanagements, möglichst schöne Baumscheiben zu gestalten, der sogar vom Bezirksamt unterstützt wurde.

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Letzte Bitte.                                                                                                                                                                                      Foto: mr

Dabei sind die Gärtner aber offenbar über das Ziel hinausgeschossen, denn Ende des letzten Jahres sah sich das Ordnungsamt bemüßigt, die Bauherren der Baumscheiben dazu aufzufordern, ihr Werk innerhalb von zwei Wochen abzutragen, sonst drohe der Abriss durch das Ordnungsamt. Bei einigen ist das inzwischen schon geschehen.
Im Ausschuss für Grünflächen, Natur- und Umweltschutz wurde am 19. März ein Antrag der Fraktion der Grünen diskutiert, in dem das Bezirksamt gebeten wird, die Pflege, Bepflanzung und Ausstattung der Baumscheiben durch die Bürger nicht mit Sanktionen durch das Ordnungsamt zu belegen. Dieses bürgerschaftliche Engagement, das sowohl ökologisch nutzbringend, als auch der Pflege nachbarschaftlicher Kontakte dienlich sei, solle nicht ausgebremst werden.
Niemand sei gegen das Bepflanzen von Baumscheiben, erklärte Baustadtrat Thomas Blesing. Allerdings müssten auch dabei Regeln eingehalten werden. So dürfen die Gärtchen nur von Minizäunen umgeben sein, die außerdem zur Straßenseite hin offen sein müssen. Die beanstandeten Baumscheiben seien aber von allen Seiten mit richtigen Sitzbänken umgeben. Die seien nicht nur eine Zumutung für die parkenden Autos, da man beim Öffnen der Tür an die Baumscheiben stoße, sondern auch eine Einladung an das Feiervolk, sich dort nächtens niederzulassen. Ohne diese komfortablen Sitzgelegenheiten, die von diversen Kneipen als illegale Erweiterung ihrer Schankräume genutzt werden, gäbe es diese palavernden Massen nicht, die mit ihrem Lärm die Anwohner um den Schlaf bringen.
Wer den Kiez durch ein paar Blümchen verschönern möchte, könne das auch weiterhin tun, sagte Blesing. Allerdings in Absprache mit dem Bezirksamt.
Der Antrag der Grünen wurde mit den Stimmen von CDU und SPD abgelehnt. mr