Ausverkauf in der Emser Straße

Hoffen auf zügige Umsetzung des Milieuschutzes

Die Emser Straße, einst ein Garant für preiswertes Wohnen, befindet sich im Wandel. Die Kiez und Kneipe berichtete in der Vergangenheit ausführlich über die Geschehnisse in der Emser Straße 46. Dieses Haus wurde an die Immobilienfirma »Vandenberg« verkauft. Die Wohnungen wurden in Eigentumswohnungen umgewandelt und werden nun im Internet angeboten. Der Quadratmeter kostet bis 2.850 Euro für Wohnungen, die sich auf dem Niveau der 70er-Jahre befinden. Wer nicht auf eigene Kosten umgestellt hat, heizt mit Kohlen, das Badezimmer ist ein Behelf mit freistehender Badewanne und Schimmel an den Wänden.
Nun auch die Emser Straße 102. Im vergangenen Jahr hat die Firma »Residential GmbH & Co. KG/co. Berlin Aspire Real Estate« das Haus gekauft. Dort gibt es 33 Wohneinheiten von Ein-Zimmer-Wohnungen bis zu repräsentativen Vier- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen. Zu Beginn waren die Mieter guter Dinge, denn der neue Eigentümer ließ die Fassade von Kletterern renovieren. Das ersparte den Mietern lästige Gerüste.
Doch nun gibt es eine Wende. Der Eigentümer hat der Firma, die den Gaszähler im Keller abliest, gekündigt. Daraufhin hat die »GASAG« – ihr lag kein Zählerstand vor – dem Eigentümer eine geschätzte Abrechnung zugesendet. Diese hat der Eigentümer nicht bezahlt. Die »GASAG« reagierte damit, dass sie den Mietern ankündigte, ab Mitte April die Gaslieferung einzustellen.
Am 27. März trafen sich die Mieter im »Café Ungeheuer«, um eine Vorgehensweise zu erarbeiten. Hier wurde festgestellt, dass alle Hausbewohner mit den Betriebskosten auch das Gas bezahlen, der Eigentümer also das Geld veruntreut. Ergebnis ist eine geplante Mietminderung. Die Befürchtung, dass die Mieter verdrängt werden sollen, wurde von den »Emserianern«, dem Verbund von Mietern in der Emser Straße, die übrigens auch zum Teil in dem Haus wohnen, geteilt.
Die Angst, dass die Wohnungen in Eigentumswohnungen umgewandelt werden, ist groß und begründet. Nur in Milieuschutzgebieten ist neuerdings die Umwandlung in Eigentumswohnungen untersagt. Der Bezirk wehrte sich in der Vergangenheit erfolgreich gegen dieses Instrument. Aktuell wird ein Gutachten im Schiller- und im Reuterkiez über Milieuschutzfähigkeit erstellt. Dank der Aktivitäten der »Emserianer« hat der Bezirk nun auch verstanden, dass die Grenze des Schillerkiezes an der S-Bahn ist, somit die Emser Straße (West) mit einschließt und nicht, wie zuvor festgelegt, an der Leinestraße endet.

ro